Freitag 11.09.2020 - Inverurie, Maiden Stone, Huntly Castle, Elgin Cathedral, Portknockie nach Inverness
Nach einem nicht ganz zufriedenstellenden Frühstück (die Untertreibung des Tages) verließen wir Inverurie, Carmen und Ciaran Richtung Urquhart Castle, weil er dies noch sehen wollte, bevor er am Abend zurück nach Irland fliegen musste, wir anderen Drei blieben auf unserer Route Richtung Inverness.
Als erstes hielten wir kurz unterwegs bei einem uralten piktischen Stein, dem Maiden Stone, der direkt an der Hauptstraße liegt.
Weiter ging es über die A96 Richtung Nordosten. Nun konnten wir endlich richtig auf unsere Mitgiedschaft bei Historic Scotland zurückgreifen. Hier muss ich kurz erklären, dass wir sonst in den letzten Jahren immer einen Explorer Pass gekauft hatten, damit zahlt man einmal eine Betrag für eine kurze Zeit (z.B. eine Woche) und dann sind zwar nicht alle Burgen, Museen usw. kostenlos, z.B. nicht die im Besitz der Queen, aber alle vom Trust. Ich hatte mich vor der Abreise seit Wochen darum bemüht und immer wieder nachgefragt, weil ich natürlich die Kosten für uns alle klein halten wollte, aber es gab zum Ende des akuten Lockdowns einfach noch keinen neuen Explorer-Pass. Eine der dortigen Angestellten hat mich dann über Twitter auf die Jahresmitgliedschaft hingewiesen, die immer noch günstiger wäre als alle Eintritte einzeln. Daraufhin habe ich dann 2 Tage vor der Abreise 2 x 2 Jahrespässe für uns 4 gekauft und per Kreditkarte bezahlt. Es kam nur eine einzige Auftragsbestätigung, keine Pässe, keine Codes, nichts... Also habe ich in den nächsten Tagen viel Zeit und Nerven aufgebracht, war mit einem halben Dutzend Angestellten, die alle auch noch im Home Office waren, mehrere Male pro Tag per Twitter, Email und Telefon in Kontakt... Mal hieß es, man habe unsere Daten gefunden, aber es gebe ein Problem, dann gab es uns nicht in der Kundendatei und jedes Mal war was anderes... Ich bekam immer wieder Versprechungen, die aber dann doch nicht eintrafen und wir wollten keinen Eintritt zahlen müssen, der doch eigentlich schon vorab bezahlt war und die Jahresmitgliedschaft war auch nicht wirklich billig.
Für Conny und Karin stand aber bereits vor Abreise fest, dass wir binnen Jahresfrist nochmal nach Schottland reisen sollten, um dies auch voll auszunutzen. Nun, am Dienstag hatte ich dann wieder eine Dame am Telefon (ich saße auf der Beifahrerseite während Carmen fuhr) und wurde mal so richtig deutlich und ließ mich nicht mehr vertrösten, was dann zur Folge hatte, dass ich binnen einer halben Stunde endlich die Zugangsdaten auf dem Handy hatte...
Unser erstes Ziel des Tages war Huntly Castle, eine schöne große Burg gelegen an einem kleinen Flüsschen namens Deveron und man sagt, das 5-stöckige Hauptgebäude des Pallas war das größte und schönste seiner Zeit. Auf der Vorderfront stehen Eingravierungen im Sandstein, das war der erste Eindruck, den wir sahen. Im Besucherzentrum daneben wurden wir kurz eingecheckt mit den Codes, die ich von Historic Scotland bekommen hatte, ohne vorherige Reservierung. Wir waren auch zu dem Zeitpunkt fast die einzigen Besucher, Schottland war zu dieser Zeit mancherorts unheimlich leer. Wir nahmen uns Zeit, um die unterschiedlich gut erhaltenen Gebäude gründlich zu erforschen. Der Ursprung der Burg aus dem späten 12. Jahrhundert stand noch auf einer Motte, einem aufgeschütteten Hügel, dessen Überreste man heute noch sieht. Ach ja, und wie in so vielen Burgen Schottlands, Maria Stuart, die hier Mary Queen of Scots genannt wird, war auch schon da... Auch hier wurden wir nach dem Besuch wieder im Giftshop fündig.
Weiter führte uns die A96 nach Elgin, welches weithin berühmt ist für seine große Kathedrale, leider ebenfalls eine Ruine. Elgin ist eine schöne, größere Stadt und wir fanden einen Parkplatz an der Straße direkt neben der Kathedrale. Hier mussten wir zum ersten Mal online unsere kostenlosen Tickets buchen, alles Fragen half nichts, obwohl wir direkt an der Tür standen und auch fast nichts los war. Also mit dem Handy Account eröffnen, die ganzen persönlichen Daten eingeben und mit Mitgliedsnummer bezahlen, das dauerte schon seine Zeit. Wenigstens durfte man währenddessen schon mal auf Toilette (war wirklich dringend!), das Personal war ja freundlich (eigentlich überall), aber sie hatten halt ihre (blöden) neuen Vorschriften.
Die erste urkundliche Erwähnung von Elgin beinhaltet Macbeth (jawohl, genau den), der 1040 dort in einer Schlacht kämpfte. Die inzwischen zerstörte Burg wie auch die Kathedrale sind aus dem 13. Jahrhundert. William Wallace und Robert the Bruce kamen genauso vorbei wie Maria Stuart. Bis zur Reformation war die Kathedrale die größte in Schottland und wurde im Volksmund The Lantern of the North genannt - die Leuchte des Nordens.
Wir haben sie als sehr imposante Ruine erlebt und der strahlende Sonnenschein diente als wunderschöner Hintergrund. Da außer uns nur 2-3 Paare da waren, hatten wir richtig Platz, außerdem stießen wir auf einen Reiseleiter, der uns auf Nachfrage u.a. erklärte, warum die Treppenstufen des Turms Eingravierungen haben. Die Treppe war nach fortschreitender Degeneration zerstört, aber als man vor ca. 100 Jahren den Friedhof der Stadt umräumen musste, wurden aus den alten Grabsteinen Treppenstufen... eine wirklich außergewähnliche Art des Recyclings. Dies erklärt, warum sie graviert, aber andererseits ziemlich gut erhalten sind. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts und vor allem im 20. Jahrhundert begannen groß angelegte Restaurierungsarbeiten zur Erhaltung der restlichen Gebäude, heute finden auf dem Gelände Hochzeiten und sogar Theateraufführungen statt, z.B. Macbeth 2014. Eine wahrhaft königliche Kulisse!
Von Elgin aus wollten wir nicht mehr der Schnellstraße Richtung Inverness folgen, sondern den Kurs Richtung Küste einschlagen, um mehr Aussicht entlang des Meeres genießen zu können. So machten wir auch einen spontanen Stopp am Strand, bei Cullen Beach + Viaduct. Die Aussicht war wirklich wunderschön und am liebsten wären wir ins Wasser gegangen.
Nun war es nicht mehr weit zu meinem persönlichen Höhepunkt des Tages: Der Bow Fiddle Rock bei Portknockie. Es gab einen kleinen Parkplatz, danach ging es mit Hilfe eines Schildes kurz durch die Dünen an die Steilküste. Der Bow Fiddle Rock ist ein natürlicher Felsbogen, der nach seiner Form benannt wurde, weil er in der Form an den Griff eines Geigenbogens erinnert. Das Material ist Quarzit; der Stein ist sowohl eine Touristenattraktion als auch ein Nistplatz für Seevögel. Es war sehr windig, aber auch sonnig und wir genossen die Aussicht, auch von der Landzunge nebenan, das Gelände war nicht ungefährlich, wir waren dementsprechend vorsichtig.
Nun ging es nur noch wenige Kilometer Richtung Inverness, wo wir kurz vorher noch einen bestimmten Piktenstein suchen wollten, der besonders groß war. Leider fuhren wir am Ortsrand von Forres an der ersten Ausfahrt vorbei und mussten noch einen Bogen durch den ganzen Ort schlagen bis zum Sueno's Stone. Dieser ist ganze 7 m hoch, fast eineinhalb Meter breit und sehr dünn, er steht zum Schutz vor Vandalismus und Erosion in einem Kasten aus Plexiglas.
Nun war es später Nachmittag und wir fuhren zum Treffpunkt und Koffer abladen in unser Hotel für die Nacht. Ciaran hatte Carmen dort abgesetzt, bevor er weiter zum Flughafen musste. Wir duften unsere Koffer im Hotel deponieren und ich wollte noch ein, zwei Stationen im Raum Inverness an diesem Tag schaffen. Wir entschieden uns für das Fort George, welches nur wenige Kilometer entfernt auf einer Landspitze saß. Unterwegs schaute ich online nochmal nach und aufgrund widersprüchlicher Informationen waren wir uns nicht mehr sicher, ob es noch offen sein würde. Ich hatte natürlich zu Hause vor der Abreise alle Öffnungszeiten nochmal recherchiert und abgesichert, leider erwies sich manches vor Ort dann durch Corona o.ä. doch anders. So war es leider auch mit dem Fort George, wir kamen an, als gerade geschlossen wurde, eine Angestellte informierte uns, dass man schon auf den Winterzeitplan umgestellt hatte - Anfang September! So blieb uns zähneknirschend nichts anderes übrig als wieder zurückzufahren und dies auf den nächsten Morgen zu vertagen. Nun wollte ich mit meinen Mädels wenigstens nach Clava Cairns, welches nicht abgeschlossen wird und in der Nähe des Schlachtfelds von Culloden liegt. Es handelt sich um ein Areal mit 3 großen kreisrunden Steinhügeln, die alle über einen Durchgang bis zum Mittelpunkt zugänglich und von Steinkreisen umgeben sind. Das Alter wird auf ca. 3.500 bis 4.500 Jahre geschätzt. Ich habe immer Ehrfurcht, wenn ich dort bin. Dieser Ort ist so uralt und die genauen Umstände sind bis heute rätselhaft. Glücklicherweise wird man aber bei der Berührung des Steines nicht hinwegtransportiert. Inzwischen war dies mein 4. Besuch und es gibt in fast jedem der vorigen Jahre hierzu einen Bericht.
Als nächstes hielten wir noch bei Inverness Castle, ich ließ Conny und Karin ausssteigen und plante mit Carmen den weiteren Verlauf.
Mit dem Chieftain Hotel in Inverness waren wir rundum zufrieden. Wir hatten nur eine Nacht, wären gerne noch geblieben und werden sehr gerne wiederkommen. Wir beschlossen, das Abendessen dort einzunehmen und das war definitiv eine gute Entscheidung, wir haben super gegessen und gar nicht teuer. Der Aushang mit "Asking for Angela" hing in der Damentoilette und ich fand das eine sehr gute Initiative. Auch das Zimmer war schön groß und ruhig, Parkplatz war direkt vor dem Haus, kostenlos und sehr praktisch.