Sonntag, 16. September - Bo'ness Bahnhoff, Blackness Castle, Linlithgow Palace, Midhope, Hopetoun House, Roslyn Chapel und Craigmiller Castle
Für den nächsten Morgen hatte ich
ausdrücklich kein frühes Aufstehen, sondern Ausschlafen geplant, nach dem späten und anstrengenden Vorabend. Karin hatte glücklicherweise mit Hilfe der Schmerztabletten relativ gut
schlafen können, dafür ging es Christina aber deutlich schlechter. Sie hatte eine heftige Erkältung und wollte weder aufstehen und frühstücken noch mit uns den Tag verbringen, um sich auszukurieren
und so schneller wieder fit zu werden.
Also gingen wir schweren Herzens nur zu viert zu Dobbie’s in den Gartenmarkt zum Frühstück, das hatte sich mittlerweile bewährt, auch nur etwa eine Meile und ein Dutzend
Kreisverkehre von unserem Apartment entfernt. Dobbie’s öffnete erst um 9 Uhr, was an diesem Tag aber kein Problem darstellte.
An diesem Morgen hätten wir auch die Möglichkeit gehabt, über Scott's Highlander Fling eine Outlander-Hangover-Tour zu buchen, eine Bustour mit den Darstellern von Outlander, geführt von Catriona Stevenson, bei der ich letztes Jahr auch mitgefahren war. Die Bustour wäre sicher auch toll gewesen, wir haben das nach einer Rundmail, die wir ca. 3-4 Wochen vor unserer Abreise erhielten, auch untereinander diskutiert, aber wir würden bzw. hatten die Schauspieler auch schon am Vorabend getroffen, die Burgen konnten wir uns auch selbst und schneller ansehen und die Eintritte waren im Buspreis von 98 Pfund nicht mal mit drin, dafür war uns das dann zu teuer und zuviel Aufwand. Aber dass ich nahezu die selben Ziele für diesen Tag auf meiner Liste hatte, war eher Zufall, also die Burgen und Schlösser in der Nähe von Queensferry.
Ich wollte mit dem historischen kleinen Bahnhof von Bo’ness beginnen, wo die dramatische Abschiedsszene zwischen Claire und Frank zu ihrem Dienstantritt als Krankenschwester gedreht worden war. Diesen Bahnhof haben die privaten Betreiber der historischen Dampfeisenbahn in Teilen überall zusammengekauft, z.B. vom Edinburgh Haymarket kam die Bahnhofshalle, weitere Teile aus Leith, Bathgate, Falkirk usw. Wir begnügten uns mit ein paar Fotos aus mehreren Blickwinkeln, es fing schon wieder an zu regnen.
Als nächstes lag Blackness Castle auf unserem Weg, welches im Film als Fort William gedient hatte, zumindest das Innere davon. Wir fanden gerade noch einen Parkplatz direkt neben der Treppe zu dem Nebengebäude, wo man Tickets kaufen kann. Als ich mit unserem Explorerpass Tickets holte und Karin einen Kaffee bekam, warnte man uns, heute besonders vorsichtig zu sein, es sei rutschig. Da ich den inneren Burghof bereits kannte, eine Mischung aus offenem, unbehauenem Fels und unebenen Steinplatten, versprach ich das und nahm mir vor, sehr gut auf Karin aufzupassen, sie sollte nicht nochmal fallen, aber diese Erfahrung wollte ich ihr trotzdem schenken. Gleich im Eingangsbereich konnte ich ihnen zeigen, warum diese Burg niemals erobert worden war, es ging mehrmals um enge Kurven, hier hätte man nirgends einen Rammbock ansetzen können. Dadurch hatte auch das Filmteam alle größeren Gerätschaften damals mit einem Kran über die Mauern befördern müssen. Gleich hinter der ersten Tür war die Stelle, wo Murtagh und Jamie den englischen Soldaten bedrohten, um den genauen Aufenthaltsort von Claire zu erfahren. Die Burg, im 15. Jahrhundert erbaut direkt am Wasser des Firth of Forth, diente damals als Vorhut für das dahintergelegene Linlithgow, die königliche Residenz. Im zweiten Weltkrieg dann diente es als Militärgefängnis. Im hinteren Teil des Innenhofes erkennt man auch mit wenig Phantasie die Stelle, wo das Podest aufgebaut war und Jamie ausgepeitscht wurde. Roger und Brianna sind genau wie wir über den Innenhof gewandert, wir allerdings sehr viel vorsichtiger. Auf den Bildern kann man sehen, wie felsig der Burghof ist. Conny kletterte über die Felsen und die Treppe ins Haupthaus, ich blieb mit Karin an der Mole, wo wir freie Aussicht aufs Wasser bei Ebbe hatten und auf die vielen trocken liegenden Boote.
Die einzelnen Stationen dieses Tages lagen jeweils nur 10 – 15 Minuten auseinander. Als nächstes machen wir uns auf ins nahegelegene Linlithgow zum Palace, wo Sabine wieder im Auto bleiben und auf uns warten wollte. Das Eingangstor von Linlithgow Palace diente als Eingang für das fiktive Wentworth Prison. Gleich dahinter stießen wir auf einen elegant gekleideten Mann im Rokoko-Kostüm, mit dem wir uns eine Weile recht nett unterhalten haben. Er war privat unterwegs, wollte sich für seinen Besuch des Schlosses festlich kleiden und die Gewandung stammte aus einem Theaterfundus. Zuallererst schauten wir uns im Innenhof um, wo überall Tafeln mit Bildern und Erklärungen waren, wie das Schloss mal ausgesehen hatte. Sowohl Jakob V. als auch seine Tochter Maria Stuart wurden hier geboren. Ein Feuer im Jahr 1746 hat den Palast schwer beschädigt, anschließend plünderte die Bevölkerung, was noch zu gebrauchen war, die meisten Räume sind inzwischen eine Ruine.
Als nächstes fuhren wir zu Midhope Castle, welches in jeder Staffel als Hintergrund für Lallybroch diente, eigentlich kein Castle, sondern ein Herrenhaus, gebaut von der wohlhabenden Londoner Bankiersfamilie Hope, die später ins neuerbaute, nahegelegene Hopetoun House umsiedelte und Midhope der Dienerschaft überließ. Auf dem Weg dazu kamen wir an einem Hinweisschild zur Abercorn Church vorbei, aber zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass da auch gedreht worden war und fuhren daran vorbei. Gleich danach sahen wir die ersten Fasanen, die in Scharen rund um Midhope leben. Einigermaßen schreckhaft, die Viecher, ließen sich nicht so gut fotografieren. Wir parkten unser Auto auf dem kleinen Parkplatz, wo seit letztem Jahr auch ein Holzhäuschen mit einem Kassierer steht, man zahlt 10 Pfund pro Auto. Dann konnten wir den Weg bergan gehen, den wir aus vielen Einstellungen so gut vor Augen haben. Midhope kann nur von außen besichtigt werden, innen ist es eine vollkommene Ruine, die Fenster sind von innen vernagelt und mit Folie verkleidet und jede Szene, die zeigt, wie jemand ins Haus geht, ist eine Illusion. Es gibt eigentlich nur das Haupthaus und die Mauer mit Torbogen sowie den Hof. Trotzdem gefiel das Haus den Mädels ausgesprochen gut und wir dachten immer wieder an Christina, die das alles krankheitshalber verpasste...
Auf der Weiterfahrt nach Hopetoun führte uns das Navi des Autos leider in die Irre und ich beschloss, als wir uns endlich aus endlosen schmalen Feldwegen und durch riesige Pfützen wieder auf die Hauptstraße hochgekämpft hatten, den mir bekannten Weg zu fahren, über Queensferry und die schmale Küstenstraße, die ich schon öfter gefahren war. So kamen wir endlich aufs Gelände, wo uns bereits das imposante hohe Eingangstor mit dem Pförtnerhäuschen beeindruckte. Ich fuhr mit dem Auto durch die lange Auffahrt, die sich dann in einen großen Rundbogen teilte und fuhr rechts ganz vor bis zur Gasse hinter dem Seitengebäude, ließ die anderen drei raus, damit sie nicht so weit laufen mussten und erklärte ihnen, was sie dort sehen würden, die Gasse, wo Mary und Claire überfallen wurden, die Stallungen für Helwater und den Treppenaufgang für Madame Elise’s. Dann fuhr ich mit dem Auto auf den Besucherparkplatz, um Tickets zu kaufen und mich schlau zu machen. Hopetoun House gehört heute noch der gleichen Familie wie Midhope und war daher nicht in unserem Explorerpass enthalten. Ich bekam den gewünschten Senioren- und Behindertenrabatt für meine Freundinnen sowie zwei kleine kostenlose Broschüren über Hopetoun und ein Hochglanzexemplar für Karin. Wie immer fragte ich nach weiteren Broschüren für meine Freundinnen (damit jede eine bekäme), aber davon gab es leider nur noch 4 davon. Aber die nette Verkäuferin gab mir weitere wertvolle Hinweise, auf einer waren nämlich sämtliche Drehorte von Outlander dargestellt, und sie erlaubte mir auch, direkt neben dem Haupteingang zu parken, worüber ich mich sehr freute. Dort traf ich auch meine Freundinnen wieder und wir erklommen gemeinsam die große Haupttreppe, die im TV als Haupteingang von Ellesmere gedient hatte. Innen wurden wir von zwei eleganten Damen begrüßt, man erklärte uns, es gebe zwar keine geführte Tour auf Deutsch, dafür aber eine umfangreiche Mappe für eine Selbstführung. Wir schauten uns in der Eingangshalle um und beschlossen, der vorgegebenen Reihenfolge in der Mappe zu folgen. Hierbei stießen wir zuerst auf das imposante 8-eckige Treppenhaus mit einer aufwändig geschnitzten Holztreppe, leider ließ sie sich nur sehr schwer aufs Foto bannen. Wir erkundeten Raum um Raum, sahen hinten raus auf den Garten, wo die Duellszenen mit Jamie, dem Earl und den Douglas gedreht worden waren, der rückwärtige Ausgang zum Garten war im TV auch als Eingang verwendet worden. Etwas weiter hinten im Wald wurde gedreht, wie Jamie mit Geneva ausreitet und sie später in die Pfütze fallen lässt, wie er Baby William in Kinderwagen sieht und ihm Jahre später das Reiten beibringt. Wir erfuhren, dass die verwinkelten Hintergebäude auch als Pariser Marktstraße verwendet wurden und für die Szene, in der Jamie dem kleinen Dieb Fergus hinterherjagt. Besitzer ist immer noch das Oberhaupt der Familie Hope, der Earl of Hopetoun, Marquess of Linlithgow. Im Obergeschoss fanden wir endlich das Schlafzimmer, wo Claire Mary nach dem Überfall versorgt und Mary’s Schlafzimmer im Haus ihres Onkels, vorne endlich den großen Salon, der als Residenz des Earl of Sandringham eine prachtvolle Kulisse abgab. Wir kamen weiter in Dienstbotengemächer, die anschaulich eingerichtet worden waren. Während Karin und ich gleich durch den Shop zum Ausgang gingen, fanden Sabine und Conny noch den Aufgang zur Dachterrasse, wo weitere schöne Fotos entstanden. Nach einem weiteren kurzen Blick in die Hintergebäude – das Tor mit der verwinkelten Einfassung hatte ich eigentlich in Prag, stellvertretend für Paris, gesucht und nun hier gefunden – verließen wir das weitläufige Gelände, wobei uns das Navi böse durch die Gegend in Sackgassen schickte, schließlich nahmen wir doch den Weg, wie wir gekommen waren und fanden wieder zurück auf die Straße.
Nach dem Verlassen von Hopetoun mussten wir unbedingt noch die Brücken über den Firth fotografieren.
Weiter ging es Richtung Südosten nach Rosslyn Chapel, wo wir uns alle sehr drauf gefreut hatten. Wir kamen gut eine Stunde vor Schließung an, genügend Zeit, die kleine, aber aufwändigst und sehr detailreich gestaltete Kapelle zu erforschen. Eine kleine gotische Kirche im Dörfchen Roslin südlich von Edinburgh, erbaut im 15. Jahrhundert aus lokalem Sandstein. Diese war nun (ausnahmsweise) kein Drehort von Outlander, sondern von Sakrileg - Der Da Vinci Code mit Tom Hanks.
Wunderschön ausgefallen die verschiedenen Sandsteinfarben an der Außenseite, während an der Innenseite alles in gleichmäßigem Hellgrau ist. Es gibt nur wenige Bereiche in der kleinen Kapelle, die nicht mit Friesen und Ornamenten geschmückt sind, sie zieren die Wände, die Säulen, die Fenster, die komplette Decke und bestehen aus Blumen, Ranken und Blättern und sonderlichen Gestalten von Engeln bis Fratzen, man kann sich kaum satt sehen und sicherlich täglich etwas Neues entdecken. Auch von außen ist die Kapelle wunderschön in den leuchtenden Sandsteinfarben, es gibt auch noch einen großen Gedenkstein und im Nebenbereich einen Unterstand, wo Restaurierungsarbeiten dokumentiert werden sowie eine Karte der Umgebung. Man konnte sehen, dass direkt daneben das Gelände des Roslin Glen Park beginnt, wo die atemberaubende Streitszene von Jamie und Claire nach ihrer Rettung aus Fort William gedreht wurde. Leider kann man zwar gut an den Eingang des Parks ranfahren, aber die alten Ruinen, der eigentliche Drehort, liegen knapp eine Meile im Innern und für diesen Fußmarsch hatten wir leider keine Zeit mehr am späten Nachmittag, dafür wollten wir noch eine wichtige Burg besichtigen.
Craigmillar Castle liegt am südlichen Stadtrand von Edinburgh und hatte eine halbe Stunde länger auf
als das vorherige Rosslyn Chapel. Dadurch konnten wir uns hier des Abends noch in Ruhe umsehen. Diese Burgruine wurde als Ardsmuir Prison verwendet. Wir bestaunten zuerst den großen Außenhof, den wir
so schon aus dem TV kannten, dann den Innenhof mit seinen krumm gewachsenen Pinien und die verschiedenen Räume, wobei ich mit Karin hauptsächlich im Erdgeschoss blieb. Auch in dieser Burg wurde Maria
Stuart eine Weile festgehalten, es gibt im 1. Stock eine Hinweistafel, bei diesem Raum fehlt aber leider sowohl Boden als auch Decke, weshalb Sabine von dort oben zu uns ins Erdgeschoss
herunterschauen konnte.
Es gibt dort viele Winkel und Querverbindungen zu den Räumen, man kann sich gar nicht sattsehen und auch bis zur Plattform in etwa 5 Stockwerken Höhe hochsteigen, von wo man eine prächtige Aussicht
auf die weitere Umgebung hat. Während Karin und ich am Tor auf die beiden Anderen warteten, erzählte uns noch der Wächter von Dreharbeiten, die erst letztes Jahr im Sommer stattgefunden hatten, es
handelt sich hierbei um den Film Outlaw King, die wahre Geschichte von Robert the Bruce, der um 1300 einen zahlenmäßig weit unterlegenen, aber erfolgreichen Feldzug gegen
die Engländer führte. Chris Pine spielt hierbei die Hauptrolle. Den Film werde ich mir auf jeden Fall im Kino ansehen!
Nun fuhren wir zurück zum Apartment, um uns auf unseren letzten Abend
vorzubereiten. Christina ging es durch die Ruhe, die sie sich den Tag über gegönnt hatte, etwas besser und sie konnte uns zum Abendessen begleiten. Ich hatte in meinem Lieblingsrestaurant
in Edinburgh einen Tisch bei Fisher’s in the City für halb acht reserviert. Unterwegs merkten wir, weil wir eh schon ein bisschen spät dran gewesen waren und der
Verkehr stadteinwärts relativ dicht war, dass wir nicht pünktlich ankommen würden und da wir befürchteten, dass möglicherweise unser Tisch weg sein würde, rief Sabine an und meldete kurzerhand in
meinem Namen eine 20-minütige Verspätung an. Vor Ort in der Thistle Street konnte ich leider keinen zulässigen Parkplatz finden und ließ die Mädels aussteigen, kreiste einmal um den
Block, aber die einzigen freien Parkplätze waren für Anwohner, ein anderer leider zu klein für unser großes Auto, so stellte ich es dann an der Querstraße ab. Weil ich auch noch an einer Ampel
mehrere Minuten gestanden hatte, kam ich mit fast 10 weiteren Minuten Verspätung an. Meine Freundinnen waren etwas konsterniert, weil die Speisekarte relativ teuer war, aber glücklicherweise gab es
noch eine Tageskarte, nicht ganz so teuer, auf der wir alle etwas Leckeres fanden. Conny und ich nahmen die Fischsuppe und die Fischplatte. Wir haben wie immer sehr lecker dort gegessen, leider
hatten nicht alle gleich reichliche Portionen, und wir hatten einen letzten, tollen Abend. Auch Graham, der Kellner und nebenbei Nebendarsteller, hatte ausgiebig Zeit für uns. Er erzählte uns von
seiner Rolle in Staffel 4, wir werden also nach einem glattrasierten Piraten an der Seite von Stephen Bonnet Ausschau halten. Auch wenn ich es prinzipiell für wenig wahrscheinlich halte, die Piraten
in Outlander haben sich täglich rasiert. Dafür hatte Graham aber im letzten Jahr seinen Bart tragen dürfen, als er – wir staunten nicht schlecht – im
Schottlandfilm Outlaw Kingmitspielen durfte! Ich beschloss umso mehr, mir diesen Film baldmöglichst anzuschauen. Wir hatten eine wirklich nette Zeit mit Graham. Auch unsere
andere Bedienung und die Restaurantmanagerin Claire haben sich gut um uns gekümmert. Sabine hatte von ihrer Shoppingtour noch für jede von uns ein kleines Geschenk, ein Whiskygläschen von
Auchintoshan mit einem Stück Fudge und ich bekam von ihr den tollen Bildband Outlander’s
Scotland, den ich als eines der wenigen Bücher noch nicht hatte. Vielen lieben Dank, Sabine!
Claire machte noch ein schönes Gruppenbild mit Graham, dann traten wir zum letzten Mal die Heimreise über
die Brücke an, nicht ohne die „hilfreichen“ Hinweise unseres Navis!