Freitag 04.09.2020 - Abflug nach Edinburgh
Nun, diese Reise war in vielerlei Hinsicht anders als die vorherigen, aus offensichtlichen Gründen. Vor allem war sie abgesagt, im Frühjahr, noch bevor sie überhaupt geplant war; wir hatten noch nicht einmal einen konkreten Zeitraum ins Auge gefasst, geschweige denn etwas gebucht - dann kam Corona und nicht nur Schottland, sondern sämtliche Reisepläne waren für unbestimmte Zeit gestorben. Ich konnte zwar im Juni mit meiner Tochter für ein paar Tage nach Hamburg, aber Auslandsreisen waren nicht wirklich in Sicht. Doch Karin sagte mir ungefähr zu dieser Zeit mit großer Zuversicht, sie sehe uns in diesem Jahr noch in Schottland. Naja, Dein Wort in Gottes Ohr, hab ich für mich gedacht, aber ich wollte ihr die Hoffnung nicht nehmen. Doch dann hob Großbritannien die Quarantäne für Einreisende auf, die Zahlen in Schottland waren sehr niedrig (vor allem im Gegensatz zum Süden Großbritanniens), die Schotten sehr vernünftig (im Gegensatz zum Süden...) und wir schöpften leise und ganz vorsichtig Hoffnung. Hinzu kam, dass der Baden Airport Karlsruhe im Juli wieder öffnete und tatsächlich Flüge nach Edinburgh angeboten wurden. Das behielt ich im Auge. Noch nicht zum Buchen, das haben wir ganz bewusst so weit wie möglich nach hinten verschoben, aber wir haben die Situation beobachtet und vorsichtig Pläne gemacht, ohne uns festzulegen. Zuerst nur Karin und ich, dann haben mein Mann und ich unseren Sommerurlaub im Süden (der ist eine Geschichte für sich, aber nicht für hier) so geplant, dass innerhalb meines Urlaubsfensters von 3 Wochen zwei Reisen möglich waren und auch Conny Urlaub hatte, schon waren wir zu dritt. Schließlich buchte ich 3 Flüge bei Ryan Air (sonst gab es nichts, noch nicht mal von Frankfurt), und diese waren sogar stornierbar. Erst so spät wie möglich buchten wir das Auto und die Hotels. Inzwischen hatte sich zu meiner Überraschung noch meine Tochter Carmen der Gruppe angeschlossen, die hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Zettel. Ich hatte Karin um eine Liste von Wünschen und Zielen gebeten und gleich eine mögliche Reiseroute mit ein paar Übernachtungsvorschlägen bekommen, darauf konnte ich gut aufbauen und noch etwas hinzufügen. Dann das Ganze abschätzen und aufteilen, so dass es auf 10 Tage passt und passende Hotels aussuchen, die gut sind und logistisch Sinn machen. Wir haben die Entwicklung bis zur Abreise täglich mit Sorge verfolgt, die Zahlen waren am Steigen - in Großbritannien, aber auch in Deutschland und dem restlichen Europa, es gab zu unserem Erschrecken auch eine Reisewarnung für Großbritannien, die sich aber dann doch auf Gibraltar begrenzte, doch endlich war es Freitag und was ich lange nicht für möglich gehalten hatte, traf ein - wir konnten tatsächlich nach Schottland fliegen!
Mein Mann hat uns zum Flughafen gefahren. Ja, so ein Chauffeur ist eine feine Sache, aber eigentlich waren wir seit letztem Jahr davon ausgegangen, dass er uns dieses Jahr nach Schottland begleiten würde: "Nur wenn ich (Auto) fahren darf" war die flapsige und unvorsichtige Bedingung - "Darfst Du!" kam es postwendend und trocken von Karin.
Durch Corona war das leider wieder vom Tisch. Aber man soll ja die Hoffnung nicht aufgeben... So fuhr Karin zu Conny, um sie abzuholen und beide kamen zu uns, um dann alle gemeinsam zum Flughafen zu fahren. Carmen konnte leider nicht gleich am Freitag mit, weil sie an diesem Abend noch eine nicht verschiebbare Nachtschicht leisten musste. RyanAir flog leider nur 2 x die Woche, Freitag Abend und Montag morgen, da war leider nichts zu machen. In Karlsruhe ging es ja früher schon gemütlich zu, aber nun waren wir der einzige Flug beim Einchecken in der ganzen Abflughalle, dementsprechend schnell ging alles. Abflug war um 21 Uhr abends, also wirklich sehr spät, durch die eine Stunde Zeitverschiebung Ankunft um 22 Uhr Ortszeit. Ich hatte uns Plätze in der 2. Reihe spendiert.
Nach einem unspektakulären Flug (Maschine zu vielleicht 70 % besetzt - das einzig Erwähnenswerte der unverständliche Dialekt des Bordpersonals, möglicherweise Glaswegian - können die eigentlich kein "proper English"? - landeten wir kurz vor 22 Uhr und Conny musste feststellen, dass der Standfuß ihres Koffers abgebrochen war und dieser nicht mehr richtig stehenblieb. Eine sofortige Reklamation war nicht möglich, obwohl wir es versuchten, da der Flughafen praktisch verwaist war um halb 11 Uhr abends, wir bekamen nur noch eine Telefonnummer für einen Anruf am nächsten Tag. Also suchten wir einen Shuttlebus, um in die Innenstadt und in die Nähe unseres Hotels zu kommen. Es stand auch noch einer abfahrtbereit, den wir gerade noch bekamen und wir legten für die Fahrtkosten zusammen, es gab keine Kartenzahlung und kein Wechselgeld.
Die Endstation Weaverly Station lag so nahe wie möglich an unserer Unterkunft, den Rest liefen wir zu Fuß und zogen unsere Koffer hinter uns her. Es war inzwischen schon Mitternacht und endlich kamen wir zum Adagio Edinburgh Royal Mile, einem modernen Aparthotel mit über 100 Wohneinheiten und rund um die Uhr besetzter Rezeption. Einchecken war einfach, der Mitarbeiter Engelbert (ja, DEN Namen vergesse ich im Gegensatz zu sonst nicht so leicht!) überaus hilfreich und endlich waren wir in unserem Apartment, welches zwar nicht übermäßig groß, aber nagelneu, sehr modern und funktional, sauber und tiptop eingerichtet war (und vor allem: konkurrenzlos günstig!). Conny und ich bezogen das Doppelbett, Karin wie gewohnt die Couch.
Wir waren aber so überdreht, dass wir noch lange nicht zu Bett gingen, sondern gleich Pläne für den nächsten und die folgenden Tage machten. Dadurch war am nächsten Morgen kein Stress, sondern Ausschlafen angesagt - wir waren schließlich im Urlaub.