Montag, 10. September - Fort William, Mallaig, Kinlochleven
Am Montag morgen wollten wir früh starten, bereits um 7, um auf jeden Fall pünktlich zu unserer Zugfahrt in Fort William zu kommen. Zuallererst aber mussten wir das Apartment räumen, d.h. Koffer packen und ins Auto bringen, die Wohnung sauber hinterlassen, die Mülleimer leeren und den Schlüssel in den Briefkasten werfen, wie mit der Agentur abgesprochen. Frühstück wollten wir erst im Drover’s Inn einnehmen, unserer ersten Station des Tages, wo ich einen Tisch fürs Frühstück reserviert hatte, ein ganz außergewöhnliches Gasthaus. Also ging es, nachdem die Koffer verstaut waren, wir die Schlüssel eingeworfen und Karin ihren ersten Kaffee des Tages aus der Tinderbox erhalten hatte, gegen Viertel nach 7 auf die Strecke. Kurz auf die M8 und danach auf die Great Western Road, die als A82 immer weiter nach Nordwesten führt und die uns im Laufe des Tages bis nach Fort William bringen sollte. Allerdings kamen wir doch so langsam in den morgendlichen Berufsverkehr und das Navi packte auf die angezeigte voraussichtliche Ankunftszeit ständig etwas drauf. Die Gegend wurde ländlicher, wir kamen in das Naturschutzgebiet Loch Lomond and the Trossachs und fuhren dann wirklich viele, sehr viele Meilen am Loch Lomond entlang. Endlich, nach gefühlten Millionen von Kurven, erreichten wir den Drover’s Inn, es war schon nach 9 Uhr und Frühstück gab’s nur bis halb 10. Es ist ein schönes rustikales Restaurant in einer alten Poststation aus dem 17. Jahrhundert, sehr urig eingerichtet und mit über 100 ausgestopften Tieren, die überall verteilt stehen, Höhepunkt ist der mannsgroße Bär im Flur und der Metallhai in einer Stube; der echte ausgestopfte Hai, der früher im Flur hing und den ich letztes Jahr noch gesehen hatte, ist leider abgestürzt, soll aber wieder aufgehängt werden. Die Frühstücksauswahl war leider ziemlich überschaubar, bestand vor allem aus Rühreiern, Toast und Marmelade sowie ziemlich leckerem Tee. Ich hatte meinen Mädels schon einiges an Stories berichtet, die ich letztes Jahr vom damaligen Wirt erzählt bekommen hatte. Während der Wartezeit ließen wir uns vom jungen Kellner ein paar weitere Gruselgeschichten erzählen. Der verstorbene, Old George genannte Stammgast, der seine Urne in der Kneipe verwahrt haben wollte, ruht tatsächlich hinter dem Ölgemälde rechts an der Wand im Pub, allerdings nicht nur er, er hat dort noch ein paar andere zur Gesellschaft, post mortem sozusagen... Und wer noch zufällig ausgestopfte Tiere zu Hause hat, die er nicht mehr braucht oder möchte, kann sie hierher schicken und sie geben ihnen ein neues Zuhause!
Gut gestärkt und mit ein paar urigen Fotos im Gepäck machten wir uns gleich wieder auf die Reise zum nächsten
Haltepunkt, nur gut eine Meile entfernt. Die Falls of Falloch liegen direkt rechts neben der A82, es gibt einen kleinen Parkplatz für etwa 12 Fahrzeuge, glücklicherweise war er nicht
voll als wir ankamen. Am Auto neben uns richteten gerade ein paar junge Männer ihre Kajaks für eine Wildwassertour. Der Wasserfall liegt nur etwa 5 Minuten Fußweg in Fahrtrichtung, nördlich. Schon
auf dem Weg hörten und sahen wir es rechts neben uns rauschen, es kreuzten ein paar kleine Bäche unseren Weg, der feucht war vom Regen, Wasser einfach überall. Und an einem Felsvorsprung sahen wir
schließlich den tosenden Wasserfall direkt vor uns, einfach atemberaubend, der stellte alle anderen, die vielleicht in den nächsten Tagen noch halbwegs auf meinem Weg gelegen hatten, in den Schatten!
Wir konnten uns gar nicht so schnell losreissen.
Auf dem Rückweg kurz vor dem Auto sahen wir schließlich noch ein kleines Vögelchen, das schwach herumhüpfte und sich schließlich auf einem Steinbrocken ausruhte.
Kurz danach ging es immer weiter steil aufwärts auf die Hochebene mit einer wilden
Seenlandschaft, die dann an die Berge von Glencoe grenzt. An einer steilen Steigung an einem Aussichtspunkt hielten wir an und trafen zum ersten Mal auf zwei deutsche Motorradfahrer,
die wir im Laufe des Vormittags noch öfter vor oder hinter uns sehen sollten, ebenfalls auf dem Weg Richtung Skye, aber ganz entspannt unterwegs. Gerade als wir weiterfahren wollten,
kam ein Bus voll mit Chinesen (oder waren es doch Japaner?), also gerade noch rechtzeitig…
In den atemberaubend schönen Bergen von Glencoe hielten wir gleich an mehreren Parkplätzen und genossen die wunderbare Aussicht, die Weite der Landschaft, die majestätisch schön und beindruckend ist,
einfach nicht in Worte zu fassen. Die Kamera kann die gewaltige Schönheit einfach nicht erfassen, das denke ich jedesmal, wenn ich dort bin. Auf manchen Bildern kann man aber sehen, wie stürmisch es
an dem Tag war, und auch nicht zu warm, also hatten wir von den dort oft so gefürchteten Midges (kleine aber penetrante Stechmücken) nichts zu befürchten und ich hatte das Mückenschutzmittel
vollkommen umsonst eingepackt.
Am Ende des Tales Glencoe (Glen bedeutet einfach nur Tal) mit der tragischen Geschichte des Massakers, das dort vor über 300 Jahren stattfand (gerne mal nachschlagen oder im Reisebericht von 2017 nachlesen), fanden wir schließlich eine Tankstelle und Karin konnte eine Speicherkarte für ihre Videokamera kaufen, deren Speicher voll war. Leider funktionierte diese genauso wenig wie die große, die sie von ihrer Tochter mitbekommen hatte, also hatten wir ein ganz großes Problem, wollte Karin doch am Nachmittag auf der Zugfahrt filmen und natürlich auch während des restlichen Urlaubs. Ein ganzes Stück später überquerten wir dann die Ballachulish Bridge über den Loch Leven (nicht der Loch Leven, auf dem die Insel mit der Burg liegt) und gleich danach gab es einen Parkplatz mit einer traumhaft schönen Aussicht über den Loch und danach fanden wir die St. Johns Church.
und fuhren am Loch Linnhe weiter auf der A82 bis nach Fort William, wo wir direkt am Bahnhof einen Parkplatz fanden. Am dortigen Schalter wollte ich mich nach der Dampfeisenbahn, dem Jacobite Train, erkundigen, aber man sagte mir, das sei eine andere Bahngesellschaft und man könne mir nicht helfen, erst wenn der Zug da sei, dann seien auch deren Leute da. Zwecks Speicherkarte schickte man uns in den Supermarkt um die Ecke, Morrison’s, wo die meisten von uns sich erst mal wieder mit Bargeld am Geldautomaten versorgten. Karin und ich fanden einen jungen Mitarbeiter, der uns ausführlich beriet, das Problem mit der vorher gekauften Speicherkarte löste, so dass sie funktionierte und Karin kaufte sicherheitshalber noch eine weitere. Die anderen 3 Mädels hatten sich inzwischen mit Kaffee und Kuchen versorgt, ich wollte mir noch was Warmes holen, aber war schnell ziemlich frustriert, denn obwohl der Speisebereich nicht riesig war und auch nicht voll besetzt, sollte es laut Auskunft des Personals etwa eine halbe Stunde dauern, bis die Küche etwas Warmes fertig hätte, sogar so etwas Einfaches wie eine Suppe. Schließlich wählte ich ein Panini, was mit etwas Betteln schon in 10 Minuten warm sein sollte, weil wir doch auf den Zug mussten. Wir waren rechtzeitig fertig, als gerade der Zug einlief und wir fragten uns dort zu unseren vorgebuchten Sitzplätzen durch. Unsere Abfahrt war um 14.40 Uhr.
Dies ist der berühmte Zug, den fast jeder aus verschiedenen Harry Potter-Filmen kennt, von innen und außen, sogar von oben aus einem fliegenden Auto. Er fährt zweimal am Tag von Fort William durch die westlichen Highlands bis an die Küste nach Mallaig.
Wir saßen rechts und links des Mittelgangs, die vorbestellten Jacobite High Tea-Pakete lagen schon auf dem Tisch an unseren
Plätzen. Leider hatten sich seit dem späten Vormittag die gelegentlichen leichten Schauer in einen handfesten Dauerregen gewandelt. Die Scheiben waren von außen voller Regentropfen und von innen
stark beschlagen, mit Rausschauen oder gar Fotografieren ging leider gar nichts. Und so war von den erhofften schönen Aussichten so gar nichts zu sehen, auch die live angekündigte Überfahrt des
berühmten Glenfinnan-Viadukts war nicht wirklich zu sehen, draußen war alles ein mehr oder weniger graugrünes Einerlei, wirklich schade, auf die Zugfahrt hatten wir uns alle sehr
gefreut. Zum bestellten High Tea gab es natürlich auch noch frischen Tee oder Kaffee, gegen Extrabezahlung andere Getränke oder Snacks, z.B. einen Schokofrosch à la Harry Potter für 4 Pfund. An den 3
Haltestellen unterwegs gab es jeweils einen längeren Aufenthalt, so dass man auch mal hätte aussteigen können, aber das hat von uns keine riskiert.
Endlich kamen wir nach knapp 2 Stunden Fahrt in Mallaig an, einem kleinen beschaulichen Küstenstädtchen, das wir eigentlich bummelnderweise erkunden wollten, aber vor Ort bot sich nicht viel an, was man im strömenden Regen hätte machen können, auf einen Strandspaziergang hatte keine Lust. Das erste Geschäft mit Strickwaren, das Christina ins Auge gefasst hatte, war leider geschlossen, so landeten wir in einem nahegelegenen Harry-Potter-Café, wo jede von uns einige Mitbringsel fand, auch hochwertigen Schmuck, und nebenan gab es noch einen weiteren Hardcore-Harry-Potter-Shop, der mehr eigentlich wie ein Museum wirkte, mit wirklich allem was es gibt. Wir überlegten noch kurz, in ein Café zu sitzen, gingen dann aber noch eine Weile ins Heritage Museum bzw. in den dortigen Giftshop, Eintritt wollten wir doch keinen mehr zahlen, und dann konnte man glücklicherweise auch schon wieder in den Zug sitzen. Leider war es nicht möglich, ein Bild von der rauchenden Lok zu machen, weil sie zu weit vorne am Bahnsteig stand, als dass man sie hätte sehen können.
Auf der Rückfahrt wurde es auch schon bald dunkel und wir sahen diesmal noch weniger von der Umgebung. Lediglich die, welche während der Fahrt trotz Regen aus dem offenen Fenster schauten, sahen das berühmte Viadukt, eine junge Frau machte sogar ein Handyvideo, welches sie uns per Whatsapp schickte.
Unterwegs im Zug fand ich zufällig auch die Zugabteile mit den Schiebetüren, wo tatsächlich für die Harry-Potter-Filme gedreht worden war. Gegen halb 9 abends waren dann wieder in Fort William und fanden unseren Mietwagen unversehrt auf seinem Parkplatz.
Eigentlich wollten wir nicht mehr viel essen und möglichst bald endlich in unser Hotel, wo wir für eine späte Ankunft angekündigt waren. Unterwegs entdeckten wir aber inmitten einer Reihe von B&Bs am linken Straßenrand eine Werbetafel mit einem Hotel namens MacDuff Inn, wo wir im Restaurant nachfragten und tatsächlich, kurz vor 9, noch etwas zu Essen angeboten bekamen. Durchgefroren wie wir waren, freuten wir uns über die leckere Süßkartoffelsuppe, zu der es endlich mal etwas anderes als Toastbrot gab, nämlich knuspriges Bauernbrot. Die Getränkekarte enthielt eine ganze Seite allein nur mit Whiskysorten! Wir hatten noch einen netten Ausklang des Abends, bevor wir uns auf den Weg zu unserem Allengrange B&B in Kinlochleven machten. Dies lag ein ganzes Stück zurück am Ufer entlang, eine ziemlich kurvige Strecke, die sich leider auch ziemlich hinzog, in der Dunkelheit und auf nassen, rutschigen Straßen konnte ich nicht so schnell fahren. Endlich hatten wir das Haus identifiziert, welches an einer steilen Zufahrt lag, im Dunkeln sah es ganz anders aus als auf dem Foto bei booking. Das Licht war wie abgesprochen für uns an und die Haustür war offen, also traten wir ein. Niemand war zu sehen. Linker Hand lag der Frühstücksraum und geradeaus Privaträume, rechts war die Treppe und daneben ein einzelnes Zimmer mit der Nummer 1. Wir gingen rein und fanden ein geräumiges Zimmer mit zwei Einzelbetten – ohne Bad. Einigermaßen schockiert suchten wir weiter und fanden oben das in meiner Email erwähnte Zimmer Nr. 4, ein Dreibettzimmer mit eigenem Bad, dieses überließen wir Sabine, Conny und Karin und ich nahm mit Christina das Zweierzimmer, dessen Bad sich separat im 1. OG befand. Ansonsten war das Zimmer sehr schön und geräumig, mit einem Riesenfernseher, den wir aber nicht mehr brauchten. Fürs Frühstück füllten wir Bestellzettel aus und legten diese wie erbeten auf das Tischchen draußen im Flur, wo schon welche von anderen Gästen lagen.