Samstag 04.09.2021 - Dublin
Am Samstag Morgen schliefen wir erstmal aus, schließlich waren wir in Urlaub und hatten noch keinen festen Termin gebucht. Wir frühstückten in aller Ruhe, der Versucht mit der kleinen italienischen Kaffeemaschine erwies sich als Fiasko, das Ding war alt und das Kaffeepulver vermutlich noch älter. Das Wetter war vielversprechend heiter bis wolkig, nicht zu warm und nicht zu kalt. An diesem Tag wollten wir Sachen in Dublin besichtigen und so ging es, nachdem wir Karin im Deli mit Kaffee versorgt hatten, nach Westen zum berühmt-berüchtigten Stadtgefängnis Kilmainham Gaol Museum. Wir fanden sogar einen schönen Parkplatz ein paar Meter die Straße runter, vor Ort bekamen wir dann aber nur eine Tour etwa eine Stunde später angeboten, die Tickets waren angenehmerweise umsonst. Der freundliche Mitarbeiter, dessen Namen ich leider vergessen habe (Tom?), empfahl uns den Garten und das Museum gegenüber. Dies war uns schon positiv aufgefallen, denn es sah aus wie das Tor zu einer mittelalterlichen Burg, obwohl es an einer vielbefahrenen Kreuzung lag.
Das Eingangstor erinnerte wirklich an die Einfahrt zu einer Burg, es war jedoch ein riesiges Gartengelände rund um ein ehemals königliches Krankenhaus, welches heute das Museum der modernen Kunst beherbergt - IMMA. Dort sahen wir uns eine halbe Stunde lang um, bevor wir uns auf den Rückweg machten, damit wir nicht zu spät zur Führung ins Gefängnis kamen.
Wir trafen pünktlich am Museum/Gefängnis Kilmainham Gaol ein und wurden zunächst in einen Raum geschickt, der sich als der ehemalige Gerichtssaal entpuppte und ziemlich genau so aussah, wie man es aus dem Fernsehen und alten englischen Filmen kannte. Wir trafen auf unsere freundliche Führerin, die uns dann draußen im Hof einen ersten Überblick über die Geschichte gab.
Heute dient es rein als Museum. Im Hof des Gefängnisses befindet sich eine Gedenkstätte für die hier hingerichteten Anführer des Osteraufstandes 1916. Das Gefängnis wurde 1796 erbaut und erhielt den Namen „Neues Gefängnis“, um es vom alten Gefängnis abzugrenzen, das es ablöste. In der Geschichte Irlands spielte es eine bedeutende Rolle, da viele irische Rebellenführer und nationalistische Politiker im Kilmainham Gaol inhaftiert waren und mehrere von ihnen hier hingerichtet wurden. Nach der Unabhängigkeit Irlands wurde das Gefängnis im Jahr 1926 geschlossen. Nach der Schließung verfiel der Gebäudekomplex immer mehr. Erst in den 1960er-Jahren besann man sich der historischen Bedeutung und restaurierte das Gefängnis komplett, um ein Museum bzw. eine nationale Gedenkstätte daraus zu machen.
In früheren Zeiten hatten die Fenster kein Glas. Erst ca. 1870 wurden Fenster eingesetzt. Die Räume waren auch nicht beheizt, die Insassen hatten lediglich ein paar Decken. Es waren Männer, Frauen und auch Kinder, das jüngste bekannte war gerade erst 5 Jahre alt. Sie mussten Zwangsarbeit leisten. Zur Zeit des Aufstandes waren viele Rebellen inhaftiert, über 6000 Gefangene. 99 davon wurden hingerichtet, erschossen oder gehängt. Zur Zeit der Hungersnot im 19. Jahrhundert war das Gefängnis derart überfüllt, dass 3-5 Menschen in jede Zelle gestopft und die Nahrungsrationen verringert wurden. Viele ließen sich damals sogar freiwillig einsperren, um wenigstens etwas zu essen zu bekommen. Zu dieser Zeit gab es Eimer für die Notdurft auf den Zellen, ansonsten wurden die Insassen jedes Mal von einem Wärter zur Toilette eskortiert.
Insgesamt war es ein sehr bedrückender Eindruck, den wir dort gewannen, vor allem auch die Hinrichtungsplätze oder bei den Artefakten der ergreifende kindliche Brief eines jungen, zum Tode verurteilten Mannes, der an seine Mutter schreiben durfte, um sich zu verabschieden.
Gegenüber fanden wir nochmal ein Denkmal für die Hingerichteten. Jede einzelne dieser Figuren wies ein unterschiedliches Muster an Einschusslöchern auf. Eine Tafel in der Mitte erklärte das Ganze.
Von da aus beschlossen wir fuhren wir in die Innenstadt, wo wir in der Dublinia eine Wikingerausstellung besuchen wollten. Diese ist in einem Teil von Dublins Christ Church Cathedral untergebracht, die auch als Synodenhalle bekannt ist. Die Dublinia verfügt über historische Nachstellungen mit kostümierten Schauspielern in den Rollen der Wikinger und mittelalterlicher Dubliner und ermutigt die Besucher zum Mitmachen. Das Museum verfügt über Nachbildungen von Wikingern und mittelalterlichen Marktszenen, Gebäuden und Straßen. Die Ausstellung wurde 1993 eröffnet[ und im Jahr 2010 für 2 Millionen Euro komplett überarbeitet. Sie besteht im Wesentlichen aus drei Etagen. In der unteren wird die Geschichte Dublins zur Zeit der Wikinger erzählt, in der mittleren Etage die Entwicklung der Stadt im Mittelalter aufgezeigt und in der oberen die Möglichkeiten von Archäologie und Wissenschaft zur Rekonstruktion historischer Fakten vorgestellt. Die vielen plastischen Darstellungen machten die historischen Szenen wirklich sehr authentisch, dazu gab es noch Schauspieler, mit denen man sich unterhalten konnte und interaktive Bildschirme in verschiedenen Sprachen, das Ganze hat uns wirklich sehr gut gefallen. Der Ausgang führte dann über eine Treppe hinab Richtung Kathedrale, durch die Brücke über die Straße. Vorher machten wir im Giftshop noch reiche Beute!
Der Ausgang über die Brücke führte uns direkt in den Eingangsbereich der Kathedrale. Wir konnten bis zum Giftshop rein und um die Ecke in die recht große Kirche schauen und beschlossen, uns die 7 Euro Eintritt doch zu sparen.
Weiter ging es mit dem Auto in die Altstadt. Wir suchten uns ein Parkhaus mittendrin, um einen Stadtbummel zu machen und landeten im Trinity Street Car Park, wovon ich ein Foto machte, um den Rückweg sicher zu finden. Wir wollten eigentlich irgendwo einen Kaffee bzw. eine heiße Schokolade trinken, doch es gab nicht viele Straßencafés und nirgends war was frei. Schließlich landeten wir durch Zufall vor dem Powerscourt House, einem ehemaligen Herrenhaus, welches zu einem kleinen Einkaufszentrum umgebaut worden war und wo wir vor zwei Jahren auch schon drin waren. Hier fanden wir dann doch im Innenhof ein Café, wo wir uns ein Weilchen niederlassen konnten. Es gab heiße Schokolade und Tiramisu. Danach landeten wir in der George's Street Arcade, wo es viele kleine Lädchen und Stände gab. Wir fanden ein paar kleine Geschenke und zu Karins Leidwesen einen Schmuckstand, wo Conny und ich einige Zeit verbrachten, bevor wir etliche schöne Schmuckstücke ergatterten und ich die Besitzerin schön runter handeln konnte.
Nach dem Rückweg ins Apartment haben wir dann noch beim Japaner Musashi's am Mayor Square sehr, sehr gut gegessen. Die Portionen waren auch noch so reichlich, dass wir uns einen Großteil einpacken ließen.