Daniela's Blog - Outlander Tours Schottland
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Mittwoch 15.09.2021

 

Unser vorletzter Tag war ganz für Belfast reserviert. Weil es am nächsten zur Unterkunft lag, begannen wir den Tag in Belfast Castle. Der Weg war gesäumt von street bumps, also kleinen Erhöhungen im Straßenbelag zur Verkehrsberuhigung. Das Castle liegt hoch über der Stadt, die Aussicht war leider etwas diesig, obwohl der Tag freundlich war und wir hatten mal wieder Pech, das Castle war noch geschlossen und es fand sich auch kein Hinweis auf Öffnungszeiten. Wir genossen den Terrassengarten mit dem Katzen-Motiv überall und ich musste mich mal wieder mit notorischen Hundebesitzern anlegen, die es trotz Beschilderung überall nicht für nötig hielten, ihre Hunde an der Leine zu halten, so dass sie uns ansprangen und Karin in Angst und Schrecken versetzten.

Nun folgte der Höhepunkt des Tages und Nordirlands, für manche von der ganzen Tour: ein Besuch des Titanic-Museums. Viele bringen das berühmte Schiff ja mit Southampton in Verbindung. Ja, dort ist sie damals Richtung Amerika ausgelaufen. Aber in Belfast wurde sie gebaut. Und die Belfaster haben ihr ein eigenes, riesiges Museum gebaut. Wir fanden dort keine oberirdischen Parkplätze, aber eine Tiefgarage und einen Platz dicht am Aufgang. Dann wollten wir Tickets kaufen, aber es war leider so, dass es GAR KEINE Möglichkeit gibt, welche vor Ort zu kaufen, sondern nur online. Also begann mein Kampf. Die Weiterleitung per QR-Code funktioniert nur so mäßig, ich brauchte die Hilfe eines Guides vor Ort, der extra dafür da war, den Leuten zu helfen. Aber dann wurde es nicht besser. Die erste, zeitnahe Uhrzeit, die ich buchen wollte, fiel weg, als ich die Anzahl 3 eingebe, die nächste freie ging nur mit einem Ticket. Splitten ging auch nicht. Der erste freie Termin für 3 Tickets war erst etwa 1,5 Stunden später, doch ich zögerte. Sollten wir wirklich einen guten Teil unserer begrenzten Zeit - 1 Tag - sinnlos mit Warten verschwenden? Für etwas anderes in der Zwischenzeit reichte das auch nicht wirklich. Also überlegten wir, die Innenstadt vorzuziehen und die Titanic am Nachmittag zu buchen, da fand ich noch einen Termin in einer Stunde. Ich buchte die Tickets und musste dann an einem Schalter anstehen, um sie zu und die extra gekauften Headsets zu bekommen. Tolles Online-Konzept... Es dauerte eine ganze Weile, aber dann lohnte sich das Warten: Ich bekam Tickets für einen früheren Termin, weil es am Schalter immer noch ein paar mehr gab als online (dazu brauchte ich aber erst den Online-Termin...) und die Headsets dazu. Wir hatten noch 20 Minuten und die reichten gerade so, den Giftshop leerzukaufen und die Sachen ins Auto zu bringen, damit wir sie nicht rumtragen mussten. Ein kostenloses Parkticket war inclusive. Super!

Nun durften wir endlich in die Schlange, wo ein chic gekleideter älterer Herr schon die ganze Zeit sein Regiment führte und schließlich waren wir in der Ausstellung. Es ging um die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Werftarbeiter im frühen 19. Jahrhundert, um die Werften in Dublin und die Ausstellung war erstaunlich voll mit Besuchern, zwar trugen alle Masken, aber Abstand und Rücksicht war hier ein Fremdwort und einfach gar nicht möglich, es waren einfahc viel zu viele Leute. Aber da mussten wir durch. Die Ausstellung war sehr gut gemacht, mit vielen modernen Mitteln wurde man ins Thema integriert, es ging über 3 Etagen, auch eine Fahrt in einer Gondelbahn durch die Stahlwerkstatt war mit dabei und ganz zum Schluss ein Film über die Entdeckung der Überreste der Titanic auf dem Boden des Atlantiks. Wir waren gut 2 Stunden in der Ausstellung, dann waren wir fertig, geistig und körperlich. Aber - wow!

Wir hatten einen Kaffeegutschein für die Cafeteria, und auch wenn diese nicht besonders gemütlich aussah, ließen wir uns dort doch eine Weile nieder. Zwischendurch machte ich noch ein paar Bilder von außen und buchte uns wie abgesprochen telefonisch eine spezielle Taxitour durch Belfast, ich hatte Glück und fand tatsächlich noch einen Anbieter, der um 15 Uhr am gleichen Tag was frei hatte.

Treffpunkt war auf einem Parkplatz in der Innenstadt. Dort parkten wir das Auto, warteten aber noch mit dem Kauf des Parktickets, damit es nicht noch teurer wurde. Währenddessen suchte und fand Conny einen Geldautomaten und schließlich fand uns Trevor, unser Fahrer für die nächsten eineinhalb Stunden. Wir stiegen hinten in sein Taxi und die Fahrt ging los. Trevor zeigte uns das Hotel Europa, welches gleich 34 Bombenanschläge erlebte, einmal war es komplett in Trümmern, wie uns sein Bild zeigte. Überhaupt merkten wir ziemlich schnell, dass seine Stadtführung anders war als wir es erwartet hatten. Statt Rathaus, Kirche, Denkmal usw. zeigte er uns Stellen der bewegten jüngeren Geschichte und des immer noch existierenden Religions-Konflikts zwischen Protestanten und Katholiken, der eigentlich ein Konflikt von Iren gegen Briten ist bzw. von Separatisten und Unionisten. Wir in Europa dachten, das wäre endlich überwunden? Schließlich hatten wir nach blutigen Bildern vor Jahren, Bombenanschlägen und brennenden Häusern sowie umkämpften Prozessionen in den letzten Jahren eigentlich nichts mehr davon in den Medien gehört, bis es vor kurzem in Londonderry wieder einen Anschlag gegeben hatte und die Leute Angst hatten, dass nicht zu letzt durch den Brexit alles wieder hochkochen würde.
Trevor hielt an einem Parkplatz in einem Wohngebiet und zeigte uns schreckliche Bilder von niedergebrannten Wohngebieten, sich bekämpfenden Gruppen, Hungersteik, Krieg und Terror und erzählte dazu die Geschichten von Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten - auf beiden Seiten - zeigte uns Murals (angemalte Hauswände) von getöteten Menschen, die wie Helden verehrt werden und wir erfuhren, dass es die Milizen noch immer gibt, dass eine Mauer die katholischen von den protestantischen Wohngebiete trennt, die Tore nachts und wochenends geschlossen werden und keine offenen Freundschaften über die Grenzen hinweg gepflegt werden. Wir durften uns auch an einer bunten Stelle der Trennmauer namentlich verewigen.

Erschütternde Geschichten, eine Stadtrundfahrt, die wir so politisch nicht erwartet hätten, aber ehrlich, erfrischend und hochinteressant. Zum Schluss sahen wir dann doch noch die Kathedrale, das Rathaus und eine Kirche, aber der Regen war zu stark zum Aussteigen und Fotografieren. Wir stetzten das nochmal auf die Liste für den nächsten Vormittag.

Ich hatte einen Tisch im Brennan's Pub reserviert, Trevor hatte die Stirn gerunzelt und uns das The Crown empfohlen, das sei viel besser. Es stellte sich raus, dass beide einander gegenüber lagen. Wir wollten eigentlich heim und uns umziehen, standen aber so gnadenlos im Stau, dass wir es aufgaben, es hätte zu lange gedauert und wir wären viel zum spät zum Essen gekommen, außerdem hatten wir es nicht weit bis zum Lokal. Wir disponierten um und fanden sogar einen Parkplatz in der richtigen Seitenstraße. Dort fanden wir gleich das The Crown mit seiner reich verzierten Fassade. Wir fragten nach einem Tisch, aber sie waren leider für den ganzen Abend ausgebucht. Wenigstens durften wir innen ein paar Bilder machen, dann gingen wir über die seitliche Straße zu unserem reservierten Pub, wo wir auch gut gegessen haben, in einer kleinen Nische.

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© Daniela Biela