Montag, 28.08. - Blackpool nach Glasgow
Statt der Tram hab ich ein Taxi von meinem
Hotel zum Hilton genommen, das erschien mir schneller und sicherer. Wollte vor der Abreise noch die Bilder vom „Strand“ hochladen und das hat in dem Hotel wieder ewig
gedauert.
Bin pünktlich zum Bus gekommen und vom Fahrer Jerry und der Tourleiterin Catriona Stevenson
(nicht zu verwechseln mit Caitriona Balfe! - wird anders ausgesprochen) sehr freundlich empfangen worden. Ich hatte das Wochen vorher online gebucht, auf Slainte Scotland Tours, und das beste
Argument für die Bustour war, dass die Gäste auf Wunsch in Blackpool abgeholt und nach Glasgow gebracht wurden, bevor die eigentliche Tour begann. Somit war das Problem der Anreise ganz einfach
gelöst.
Wir hatten einen hochmodernen und geräumigen Reisebus von Glasgow. Ich durfte neben Lynn aus Tennessee sitzen, die ab jetzt mein Buddy sein wird, d.h. bei Ausflügen schaut einer nach dem/der Anderen, damit beide wieder pünktlich und sicher zurück zum Bus kommen. Die meisten der Teilnehmerinnen waren aus USA, etliche aus Australien, eine aus den Niederlanden. Es ging zwischendurch nordwärts durch den schönen Sea District, wo schon die ersten Berge auftauchten, bevor es später wieder flach wurden und die US-Girls waren schon mal sehr beeindruckt. Wir machten einen kurzen Stop an einem modernen Rasthof, wo man in etlichen Restaurants und Shops fast alles bekam. Unterwegs hatten wir leichten Regen und Catriona beschloss, dass das nasse Wetter heute für den geplanten kurzen Besuch der Kathedrale in Glasgow und Necropolis nebenan zu nass war und sie das auf Freitag morgen verschieben mochte. Zwischendurch machte sie ein bisschen schottische Folkmusik im Bordradio an, u.a. einen Song über das Massaker von Glencoe, das zwar schon über 300 Jahre her, bei den Leuten aber immer noch im Bewusstsein ist, durch die große damit verbundene Tragödie.
Nach gut eineinhalb weiteren Stunden erreichten wir unser erstes Ziel, das Argyll
Hotel im Zentrum von Glasgow, was einer der beiden morgendlichen Treffpunkte war und wo die meisten Teilnehmer auch ihre Zimmer gebucht hatten. Ich habe leider früher
gebucht, als die Orte noch nicht bekannt waren, und mein Hotel war von beiden Treffpunkten ein ganzes Stück weg, relativ lang zum Laufen, ich würde also öfter ein Taxi brauchen. Wir verabredeten uns
für den zum Programm gehörenden abendlichen Kennenlern-Umtrunk im Pub unter dem Argyll, danach brachte Catriona zwei andere Mädels, die auch in einem anderen Hotel sind, dorthin und wir beide trafen
uns mit den 4 Teilnehmern, die nicht mit von Blackpool gekommen waren, sondern hier in Glasgow erst zu uns gestoßen sind, in einem Pub neben der Kathedrale. Es waren dies ein Ehepaar aus Kanada und
Mutter und Tochter aus Australien. Wir saßen bestimmt eine gute Stunde gemütlich zusammen, Catriona erzählte von anderen Touren, hauptsächlich Schauergeschichten, z.B. von einem bestimmten Hotel auf
der Insel Skye, welches zwar nominell 4 Sterne hat, trotzdem mehr einer Bruchbude gleicht (kaputte Toilettenbrillen, Löcher im Teppich und Service unter aller Kanone) und die
Besitzer verstehen das Problem nicht. Ich wäre auch einmal fast dort gelandet, an einem Abend in 2016, als ich verzweifelt ein Zimmer gesucht habe, vermutlich wäre ich damals sogar froh drum
gewesen...
Nachdem Catriona diese 4 Anderen zu ihrem Hotel gefahren hatte, brachte sie auch mich mit einer kleinen Stadtrundfahrt - andere würden es Umweg nennen ? - zu meinem Hotel. Es war nur Zeit für einen kurzen Check-in, dann ging es endlich zum gemütlichen Teil des Tages in die Keller-Bar des Argyll Hotel zu einem Umtrunk. Wir durften uns jeder einzeln vorstellen, wer und woher, mit einer kleinen Tanzeinlage, wie wir zu den Büchern oder der TV-Serie gefunden hatten, um ein bisschen was über die Anderen zu erfahren. Die Meisten kommen aus USA, eine Handvoll aus Australien, zwei aus Kanada, je eine aus den Niederlanden und ich aus Deutschland. Nebenbei zu erwähnen, dass diese Tour komplett auf Englisch war.
Großen Jubel bekam Scott Kyle als unerwarteter Ehrengast des Abends, der u.a. erzählte, dass er mit seiner Frau seit der Highschool vor über 16 Jahren zusammen ist, er ihr aber erst vor 3 Jahren einen spetakulären Heiratsantrag gemacht hat. Und dass er beinahe auch in Staffel 3 mitgespielt hätte, er war schon gebucht und hatte die Gage hierfür bereits vorher für einen Urlaub verbraten, aber daraus wurde leider nichts, denn Diana Gabaldon erklärte Ron D. Moore (Showrunner und Produzent), dass Ross der Schmied da nicht mehr dabei sein konnte und zack – war er draußen. Laut seiner Erklärung kümmert Ross sich ja um Kincaids Frau und Kinder (die beiden hatten vor der Schlacht eine Abmachung, der Überlebende bekommt Schwert und Familie des Anderen), darum kämpft er nicht in Culloden.
Wir hoffen mal auf einen Auftritt von Ross in einer späteren Staffel, schließlich ist er ja - im Gegensatz zu anderen Figuren - noch nicht tot ...
Dienstag, 29.08. - Glasgow, Loch Lomond, Oban, Steinkreise und zurück
Dienstag morgen war wolkenverhangen und leicht regnerisch, aber
der Wetterbericht versprach für den Nachmittag und vor allem für die folgenden Tage Besserung. Um auf alles vorbereitet zu sein, hatte ich den Regenschirm, -umhang und die Sonnenbrille mit.
Da mein Hotel ein wenig zu weit vom täglichen Startpunkt entfernt war, musste ich mir ein Taxi nehmen, welches Diane vom Albion Hotel nach dem zeitigen Frühstück für mich bestellt
hat. Wir sind mit dem Bus erst ein bisschen später los gekommen, weil unser Tourguide Catriona im morgendlichen Verkehr stecken geblieben war. Dann aber wurde mit großer Begeisterung Adhamh O'Broin
(gälischer Betreuer der Serie) begrüßt, der uns über den ganzen Tag begleitete, sowohl historische Einblicke gab als auch lustige Anekdoten erzählte und uns so manchen Song a capella
vorsang.
Es ging nach Nordosten, Richtung Naturpark Loch Lomond (einer der größten Seen Schottlands) und durch Argyllshire, wunderschön gelegen an südwestlichen Rand des schottischen Festlandes. Wir fuhren ein Stück über die Autobahn, dann in die wunderschöne, wilde und nebelverhangene Landschaft hoch zum "Rest and Be Thankful", einem Aussichtspunkt in ein weites Tal.
Danach ging es weiter zum Auchindrain Highland Museum, einem Freilichtmuseum, dem einzigen erhaltenen Dorf aus der Zeit vor dem letzten Bürgerkrieg 1746 und den darauffolgenden „Säuberungen“, bei der die Highlandkultur weitgehend ausgerottet und ein Großteil der Bevölkerung getötet oder vertrieben wurde. Die Häuser sind teilweise sehr gut erhalten, manche eingerichtet und man kann rein, teils wurde auch das Dach durch ein Blechdach ersetzt, teilweise sind die Gebäude auch ganz oder teilweise verfallen. Aber man kann die Dorfatmosphäre noch gut nachempfinden. Adhamh erklärte wunderbar die damals übliche Highland-Willkommenskultur, kein Besucher wurde abgewiesen. Man grüßte an der Tür ungefähr mit: „Hallo, seid ihr noch am Leben?“ und erhielt zur Antwort: „Ja, komm rein und setz dich hin" - das musste nicht unbedingt auf einem Stuhl sein.
Weiter ging es zu einem kurzen Lunch-Stop im beschaulichen Städtchen Inveraray, wo wir uns belegte Brötchen, Fish & Chips (würde man bei uns Pommes nennen) und Souvenirs holten. Ich kaufte mir einen Schal passend zu meinen anderen Teilen im dunkelblau/grünen Black-Watch-Tartan, den ich auch gleich gut brauchen sollte, denn auf dem Rückweg zum Auto begann es mal wieder, aber zum letzten Mal des Tages zu regnen.
Am beschaulichen Kilchurn Castle konnten wir leider nur anhalten, wegen des vorausgegangenen Regens war es dort zu schlammig, rutschig und gefährlich. Aber Catriona entschädigte uns hierfür, indem sie erzählte, wie sie im letzten Jahr dort an einem verschneiten Frühlingswochenende wanderte und einen Geist sah, einen Schotten im Kilt, mit rotem Haar, wildem rotem Bart und barfuß, der an ihr vorbei rannte und auf Gälisch „Rennt!“ schrie. Sie hatte dabei ihre kleine Tochter an der Hand, die den Mann auch gesehen hatte.
Wir durften dann einen kurzen Foto-Stop machen.
Weiter ging es durch die Berglandschaft am Loch Linnhe entlang nach Oban, einem schönen Städtchen, welches das Tor zu den westlichen Inseln ist und wo der Loch in die Irische See übergeht. Hier gab es eine kurze Pinkelpause an einer öffentlichen Toilette und da wir weitaus mehr Frauen als Männer in der Gruppe sind, schlug Marty aus Kanada vor, doch einfach das Herrenklo mit zu benutzen, was wir kurzerhand auch taten. Beim Rausgehen trafen wir auf einen konsternierten Einheimischen, der meinte: "Komisch, als ich das letzte Mal hier war, gab es noch ein Herren- und ein Damenklo..."
In Kilmartin Glen besuchten wir schließlich „echte“ Steinkreise, zuerst an einer Wiese, dort standen ein paar einzelne in größerem Abstand, die aber durch ihre Größe und Form schon an Outlander erinnerten, ein Stück weiter dann hinter einem Zaun gab es einen großen Kreis mit stehenden Steinen, aber komplett zu einem Kreis aufgefüllt mit sehr großen Kieseln, eine ehemalige Begräbnisstätte, eine kleinere daneben, wo uns Adhamh mehr über die damalige Kultur erzählte. Er warnte uns davor, die Steine zu berühren, zwar würde man nicht in der Zeit reisen, man sei nur tot, dort zu übernachten wäre aber ungefährlich. Nun, gestorben sind wir nicht, aber Berühren musste trotzdem sein! ?
Am Dunadd Hill Fort, einem tollen Aussichtspunkt, den wir eigentlich erklimmen wollten, sind wir auch nur kurz vorbei gefahren, auch das war heute rutschig und zu gefährlich, Catriona wollte uns alle heil nach Hause bringen, außerdem waren wir ohnehin bereits weit hinter dem Zeitplan zurück. Wir haben an diesem Tag eine ganze Menge über die Highland-Kultur erfahren, auch wie sie nach den Jakobitenkriegen und bereits davor (ab 1603, seit Elizabeth I. starb und England und Schottland unter König James vereint wurden) systematisch unterdrückt wurde, dass Scots eine eigene Sprache, kein schottischer Dialekt ist, und dass Robert the Bruce’s Bruder Irland nicht erobern wollte, wie die Engländer behaupteten, sondern von den Iren eingeladen wurde und die Insel von der englischen Besatzung befreien sollte. Nun, Geschichte wird von den Siegern geschrieben, das ist bekannt.
Fürs Abendessen wollte ich nicht so weit laufen und entschied mich für das italienische Restaurant Eusebi Deli & Trattoria an der Park Road (Seitenstraße zur Great Western Road), in dem ich auch im Vorjahr schon sehr gut gegessen hatte, nur 5 Gehminuten von meinem Hotel entfernt.
Mittwoch, 30.08. - Glasgow, Inverness, Culludon, Clava Cairns usw.
Dies war der Tag mit der längsten Fahrt, denn wir fuhren
Richtung Inverness hoch im Nordosten. Aber zuallererst trafen wir bei der Abfahrt unsere heutigen Begleiter, und zwar gleich drei Highlander-Darsteller Jay, John und Grant von den
Paca Men in vollem Kostüm, dem Fraser Tartan aus Outlander, sie durften die Kostüme nach Ende der Dreharbeiten kaufen und haben sie noch mit eigenen Details, Sporran, Schwertern und Dolchen
aufgepeppt. Nach etlichen Gruppenfotos sollte es endlich losgehen – doch mein „Buddy“ Lynn fehlte! Nach vielem vergeblichen Suchen und Telefonieren – wir waren bereits losgefahren und mehr als
besorgt – stellte sich heraus, dass sie lediglich verschlafen hatte. Sie hat einen wunderbaren Tag verpasst, war aber clever genug, sich selbst einen schönen Tag zu verschaffen, wovon sie uns am
nächsten Tag erzählte.
Da es eine lange Fahrt werden würde, wurden die Jungs nacheinander von Catriona gebeten, uns etwas zu unterhalten, als erster war Jay dran und setzte sich nach vorne in die erste Reihe. Die
allererste Frage war – wie könnte es in einem Bus voller Weiber anders sein – was trug er wohl unter seinem Kilt? Die diplomatische Antwort – „just a great big smile“.
Natürlich wurden die Jungs über die Dreharbeiten ausgefragt, Jay hatte wie alle drei sowohl in Staffel 2 als auch in 3 mitgemacht und konnte einiges erzählen. Zum Beispiel wie er in einer Szene im kalten Winter stundenlang Wache stehen musste und als er in die Drehpause ging, war er so steif gefroren, er konnte nicht mal die Knie mehr beugen und musste sich von einem jungen Assistenten helfen lassen und als Sam Heughan das sah, musste er so sehr lachen, dass er sich am Türrahmen festhalten musste, um nicht hinzufallen.
Caitriona Balfe hingegen ist auch in Drehpausen sehr konzentriert und anfangs war er unsicher, weil sie immer vermeintlich böse schaute, als ob sie ihn gleich erstechen wollte, bis er herausfand, dass es einfach nur ihr konzentrierter Gesichtsausdruck ist.
Die Schlacht von Culloden (1. Folge nächste Staffel 3) wurde mit 200 Aktiven gedreht, sie haben nur vorher eine Art Bootcamp gemacht, damit die Orga rausfinden konnte, wer welche kämpferischen Fähigkeiten hatte und dann ging es auch einfach drauflos, immer zwei oder ein paar gegeneinander und die Kamera hat einfach gefilmt – ein wahr gewordener Traum für kleine Jungen!
Jay hat auch mal einen englischen Soldaten gespielt, unterschiedliche Rollen gehabt, die beiden anderen in Staffel 3 immer die gleiche Rolle. Sie durften eigentlich keine Fotos machen, hatten aber trotzdem welche und zeigten uns diese immer wieder stolz.
Für die Schlacht von Culloden wurde 3 Tage komplett gekämpft (1 Drehtag geht richtig lang, mindestens 12 Stunden, meistens länger, mit Makeup und Kostüm), 1 Tag wurde marschiert und einen Tag lagen sie tot rum, auf eiskaltem, schlammigem Boden und oft musste unterbrochen werden, weil einer furzte, schnarchte oder ein Anderer über einen Witz lachen musste.
Dann kam die Szene, wovon wir bereits Ausschnitte gesehen haben, als Claire in einer kalten Winternacht in einer Art Nachthemd (einem Hauch von Nichts) über das Feld mit all den toten Männern läuft und sie durften nicht hinsehen, denn sie waren ja tot.
Tobias ist auch einmal auf ihn gefallen (Black Jack stirbt ja auch in der Schlacht, ohne zu viel zu verraten) und ist relativ schwer, ziemlich kräftig und muskulös.
Als Nächster kam John Duncan, der erzählte, wie er auf einem Bergkamm Wache stehen musste, es war (natürlich) schweinekalt, denn alle diese Szenen wurden letztes Jahr im schottischen Winter gedreht, und er sich richtig freute, als endlich jemand Decken brachte – aber die waren nur für die Pferde! Er hat in Staffel 2 auch mal einen Seemann in Le Havre (S012) gespielt und einen Dorfbewohner in der Episode 4 – Rent – in Staffel 1. Tobias Menzies ist ein sehr netter, bescheidener Kollege, aber wenn er Black Jack Randall spielt, bleibt er auch in Drehpausen in seiner Rolle, und dann möchte man ihm lieber nicht in die Quere kommen. Eine lustige Geschichte war auch mit einem seiner Kollegen, als er den während des Marschierens bat, die Rückseite seines Kilts zu richten um dann nach einer Weile festzustellen, dass es sich ein wenig luftig anfühlte, denn dieser hatte die Rückseite komplett hochgeschlagen und den Hintern frei gelegt.
Wenn Ihr Euch die Bilder anschaut, werdet ihr sehen, dass die Männer den Kilt in der traditionellen Weise tragen, wenn auch jeder etwas anderes gefaltet (es gibt hierzu Online-Videos auf YouTube) aus 5-6 m langem Stoff und nicht diese modernen Kilts, die im Prinzip Faltenröcke sind, mit fest genähten und plissierten Falten. Man legt den Stoff der Länge nach auf den Boden, schiebt ihn zu regelmäßigen Falten zusammen, rafft ihn mit einem darunter platzierten Gürtel und wälzt sich auf dem Boden, um den Gürtel zu schließen, dann wird der überschüssige Teil hinten gerichtet - fertig. Echt lustig. Wer es genauer wissen will: Youtube Video How to put on a plaid Andy the Highlander.
Hier waren wir an unserem ersten Stop in Pitlochry angelangt, wo auch die
berühmte Blair Athol Wisky Destillerie ist. Pitlochry ist ein wunderschönes altes Städtchen, das überall wunderbar dekoriert und mit Blumen geschmückt ist, auf jeden Fall eine Reise
wert und wir werden auch am Freitag nochmal wieder kommen, heute ging es nur kurz zur Toilette und ein bisschen Shopping. Ich sah einen hübschen kleinen Dudelsack in meinem Tartan „Black Watch“, den
ich eigentlich für 30 Pfund kaufen wollte, weil er als „playable - spielbar“ angepriesen wurde, es stellte sich aber heraus, dass dies weniger im Sinne von Musik denn als Spielzeug und Krach gemeint
war und ich verzichtete dankend. Die Sporrans gab es ab ca. 300 € aufwärts, da muss mein Mann wohl noch ein bisschen warten.
Weiter ging die Fahrt Richtung Culloden Moor, wir hatten einigen überwiegend sonnigen Tag, mit wenigen Schauern. Bitte entschuldigt, wenn manche der Bilder eine leichte Reflexion aufweisen, das lässt sich beim Fotografieren durchs Busfenster nicht immer ganz vermeiden.
Das Schlachtfeld von Culloden liegt in einem Hochmoor, sehr kühl und zugig. Wir schauten uns zuerst das Besucherzentrum mit der Ausstellung an, hier wird jeweils auf der einen Seite die englische und die schottische Seite der Entwicklung und Ereignisse erzählt, die letztendlich zur entscheidenden Schlacht führten. In einem extra Raum wie ein Kino läuft ein Film auf 4 Wänden gleichzeitig, der die Schlacht schauderhaft realistisch wiedergibt, man steht praktisch mittendrin und erlebt das Grauen hautnah mit. Einfach beängstigend...
Catriona und Kollegen erklärten bei einem Rundgang über das Gelände, dass der Jakobitenkrieg eigentlich kein Krieg von Schottland gegen England war, denn viele Schotten kämpften auf beiden Seiten, je nach ihrer Überzeugung. Es war vielmehr ein Krieg Protestanten gegen Katholiken, auch wenn selbst das nicht einheitlich war, und vor allem ging es um die Frage des rechtmäßigen Königs, die Katholiken/Hochlandschotten wollten ihren als rechtmäßig angesehenen Jakob auf den Thron setzen, dessen Großvater 1715 abgesetzt worden war, die Hannoveraner-Anhänger wollten ihren protestantischen (und deutschstämmigen) König behalten.
Nach Culloden wurden die überlebenden Schotten systematisch getötet, der Herzog von Cumberland verfügte, dass es für keinen Aufständischen Gnade geben sollte, auch Heimkehrende wurden verfolgt und getötet, egal welchen Alters, sogar ein Mann, der nachweislich während der Schlacht im Gefängnis saß, wurde gehängt und sein Leichnam mit Bajonetten verstümmelt. Häuser wurden systematisch geplündert, so dass die Überlebenden, vor allem Frauen und Kinder, verhungerten, Felder und Häuser wurden angezündet. Die Highlanderkultur wurde von Grund auf verboten, Tartans, Dudelsäcke, Waffen tragen verboten. Unterdrückung bereits seit 1603. Nach Culloden musste jeder Adelige seinen ersten Sohn zur Erziehung nach London senden. Gälisch wurde as minderwertige Sprache angesehen und systematisch ausgerottet. Die Geschichte wurde sehr einseitig und zum Vorteil Englands geschrieben, wie gesagt, Kultur der Sieger und Überlegenen.
Das Ganze war sehr beeindruckend, die vielen Steine, repräsentativ für den beteiligten Clan, die Gefallenen wurden dort nicht bestattet, sondern man hat die Steine im frühen 20. Jahrhundert zum Gedenken aufgestellt. Es war ein sonniger, aber auch sehr windiger Tag und obwohl ich warm angezogen war, hab ich wie an keinem anderen Tag meiner Reise gefroren.
Auf dem Rückweg zum Besucherzentrum kamen wir an einer kleinen Kate vorbei, die so aussieht, als hätten sich wie im Buch und Film hier nach der Schlacht Jamie und die anderen verwundeten Highlander versteckt, bevor sie von den Engländern gefunden und hingerichtet wurden. Ich weiß nicht, ob Diana Gabaldon von dieser Hütte gewusst hat, bevor sie ihr Buch schrieb, aber es passt auf erstaunliche Weise in die Fiktion.
Direkt neben Culloden Moor, nur ca. 1 Meile nordöstlich, liegt Clava Cairns, eine alte Gedächtnisstätte mit echten Steinkreisen. Da ich schon mal dort gewesen war und mich an die kleine Straße erinnerte, von der Sorte, dass eigentlich zwei Autos gerade so aneinander vorbei kommen, dachte ich nicht, dass uns der Bus bis hin fahren konnte, aber ich hatte den Fahrer unterschätzt. Clava Cairns ist ca. 3000 – 4000 Jahre alt und beinhaltet 3 große Kreise mit mannshohen Steinhaufen, die aber anders als die vom Vortag einen Eingang und einen offenen Innenkreis haben. Darum stehen in einem weiten Kreis große Steine und es gibt 3 dieser Anordnungen auf dem Feld. Natürlich haben sich die Mädels begeistert auf die Steine gestürzt, aber auch mit dem nötigen Respekt für etwas sehr, sehr Altes. Ein paar Bilder in Outlander-Manier durften natürlich nicht fehlen und unsere Highlander haben wieder unermüdlich für und mit uns posiert. Auf dem Rückweg sah ich dann nochmal das Schild mit der Warnung „weak bridge – 17 tons“. Ich konnte es mir nicht verkneifen, den Busfahrer zu fragen. Nun, der Bus hat ca. 13-14 Tonnen, 35 Personen auch nochmal ca. 3 Tonnen, aber glücklicherweise hielt die Brücke...
Weiter ging die Fahrt durch das moderne Inverness, in dem es für uns nicht viel zu sehen gab, am Loch Ness entlang Richtung Süden. Leider waren wir viel zu spät dran, um Urquhart Castle am Ufer des Lochs noch zu besuchen, darum gab es nur an einem Parkplatz am Straßenrand einen Ausblick auf die auf einer Landzunge ins Loch gelegene Burgruine, leider nur aus ziemlich großer Entfernung, denn näher kam man nicht ran. Für mich nicht so schlimm, hatte ich es doch im Vorjahr besichtigt (siehe Bericht 2016), für die anderen ziemlich schade.
Nun machten wir uns auf den langen Rückweg Richtung Südosten, um auf dem Heimweg durch das majestätische Tal von Glencoe (Glen bedeutet Tal) zu fahren. Unterwegs erzählte uns Catriona nochmal die traurige Geschichte des Massakers von Glencoe.
Schottische, jakobitische Clans hatten 1690 eine entscheidende
Schlacht verloren und König Wilhelm wollte ihnen Amnestie gewähren, wenn sie bis zum 1. Januar 1692 einen Treueeid auf ihn schworen. Es herrschte lange Uneinigkeit darüber, ob man das tun sollte, sie
hofften immer noch auf ihren abgesetzten König Jakob, der ihnen schließlich – sehr spät im Jahr 1691 – erlaubte, den Treueeid zu leisten. Der Chief von Clan MacDonald wartete fast bis zum letzten
Tag, bis er sich endlich entschloss, den Eid zu leisten, aber er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, wegen des schlechten Wetters und weil er den zuständigen Sheriff in Inveraray zu spät fand, doch
man akzeptierte schließlich seinen Eid. Während er nun dachte, alles sei in Ordnung, begann eine Intrige von der Regierung und seinen Gegnern, schließlich unterzeichnete der König den Befehl, man
wollte ein Exempel an den MacDonalds statuieren. Ein paar Wochen später, es war immer noch Winter, kamen 120 Männer unter dem Befehl des Clanchief Campbell, Earl of Argyll, nach Glencoe und wurden,
wie es in den Highlands üblich war, als Gäste aufgenommen und bewirtet. Sie blieben ein paar Tage, bis sie den Befehl erhielten, den sie dann durchführten. Sie aßen noch mit ihren Gastgebern zu
Abend, standen dann mitten in der Nacht auf, ermordeten die meisten Bewohner des Ortes, andere starben im Schnee, nachdem ihre Häuser niedergebrannt wurden, nur wenige überlebten.
Dieses Massaker gilt noch heute als Schandfleck in der Geschichte der Campbells. Ein paar Ruinen des Dorfes stehen noch am Eingang zum Tal Glencoe. Es gibt viele Lieder, die dieses tragische Ereignis
besingen.
Wir hielten in der Mitte an einem Aussichtspunkt und stiegen aus, um die Schönheit und Majestät der Berge zu genießen. Was weniger ein Genuss war, waren die Horden von Mücken, die sich sofort auf uns stürzten, aber auch das konnte die majestätische Stimmung nur wenig trüben. Bilder werden dem Eindruck einfach nicht gerecht und die Berge sind zu groß, um sie auf Kamerabilder zu bannen. Aber seht selbst.
Nun waren wir wirklich sehr spät dran fürs geplante gemeinsame Abendessen, Catriona hatte den Wirt schon vorgewarnt, dass wir später kommen würden und weiter ging es durch die dämmernde Landschaft, so langsam wurde es flacher...
und wir kamen schließlich zum berühmten Drovers Inn, einer Herberge an der Hauptroute in die Highlands aus dem Jahr 1705. Wenn mich nicht alles täuscht, fungiert die Außenansicht als das Gebäude, in dem in S109 „The Reckoning“ Jamie und die anderen mit Claire, nachdem er sie aus Fort William gerettet hat, Zuflucht finden (und wo er sie übers Knie legt).
Unser Bus durfte im Hof parken und wir betraten das Haus. Wenn man so wie ich vorher nichts über das Gebäude wusste, war es schon eine große Überraschung mit dem dunklen Fachwerk und Holz, den vielen Dutzenden von ausgestopften Tieren, für die Gäste aus Übersee war es ein kleiner Schock und dann doch auch wieder so, wie viele von ihnen sich „good old Europe“ vorgestellt hatten, alt und eigentümlich. Es gab nicht nur die „üblichen“ ausgestopften Tiere, sondern auch einen großen Bären (schon reichlich abgegriffen), ein Krokodil sowie einen echten Hai und einen Hai aus Stahl.
Schnell wurde das Essen ausgewählt, die Getränke holten wir wie in Großbritannien üblich direkt an der Bar und während der Wartezeit unterhielt uns der Wirt – stilgerecht im Kilt gewandet – mit Geschichten aus und über den Drovers Inn.
Das Gebäude war eine Poststation zu einer Zeit, als die Menschen wegen der schlechten Wege nicht mehr als 10-20 Meilen am Tag reisen konnten und dementsprechend dicht war die Kette an Herbergen. Aber es war in seiner langen und bewegten Geschichte nicht immer ein Gasthof gewesen, sondern auch von anderen Leuten bewohnt. Vor gut 100 Jahren z.B. war eine Familie in den nahen Bergen unterwegs, die Tochter stürzte böse und man brachte sie in den nahen Drovers Inn, wo sie tragischerweise starb. Seither macht sie sich immer wieder bemerkbar, aber nicht als böser Geist, sondern man spürt z.B. ein Streicheln am Arm oder sie füllt eine Badewanne, man leert sie und wenn man wieder ins Bad reingeht, ist die Badewanne wieder voll. Vielleicht nur schlecht verlegte Rohre, wer weiß?
Dann gibt es die tragische Geschichte aus älteren Zeiten, eine Familie war im Schneesturm zum Drovers Inn unterwegs und weil sie es nicht sehen konnten, starben sie nur 15 Meter vor der Tür. Seitdem wird immer wieder beobachtet, dass jemand von einem zerlumpten Mann angesprochen und gefragt wird: „Ist das schon der Drovers Inn?“ Hier erklärte Catriona, sie habe auch schon so ein Erlebnis gehabt, sie ist als Tourguide ja öfters auch mit Gästen dort. Sie war eines Abends im Dunkeln auf der Straße (gegenüber des Haupthauses gibt es noch weitere Zimmer in neueren Gebäuden), als ein Mann angerannt kam, ihren Ellbogen packte, weiter rannte und sich in Nichts auflöste. Diese Geistergeschichten sind, wahr oder nicht, auch alle auf der Internetseite des Inn nachzulesen. So ist eigentlich jeder Besucher oder Gast vorher schon gewarnt, dem Einen liegt’s, der Andere glaubt’s nicht, der Dritte kommt genau deswegen. Es gab auch vor einer Weile ein junges Ehepaar, das seinen 1. Hochzeitstag genau in einem der Spukzimmer verbrachte, total aufgelöst und überstürzt abreiste und danach eine saftige Beschwerde-Email schickte. Der Wirt fragte trocken, ob er diese Email als Empfehlung nutzen dürfe. Die Antwort war – Nein. ?
Die vielen ausgestopften Tiere haben auch so einige Geschichten zu erzählen, heute ist es jedenfalls so, dass viele der Gäste auch ausgestopfte Tiere bringen oder schicken dürfen, die sie zu Hause nicht haben wollen, um so etwas zur Einrichtung beizutragen.
Der skurrilste Tote im Pub aber ist „Old George“, ein kauziger Stammgast, der verfügte, seine Urne solle bei der Bar aufgestellt werden und als sich einmal jemand mit der Urne davonmachen wollte, konnte er gerade noch erwischt und die Urne gerettet werden; seither steht sie hinter der Kopie eines Rembrandt-Ölgemäldes hinten in der Ecke.
Wir haben sehr gut gegessen, wurden noch besser unterhalten und machten uns schließlich bester Laune auf den Heimweg, der noch eine Weile in engen Kurven am Loch entlang verlief, oft brauchte unser Bus die ganze Straßenbreite und als uns schließlich gleich 2 Lkws entgegenkamen, wurde es nochmal richtig eng. Zentimeterweise ging es aneinander vorbei, der zweite Lkw klappte sogar seinen Außenspiegel ein, dann ging es wieder weiter und wir erreichten wohlbehalten Glasgow.
Donnerstag, 31.08. - Outlander-Drehorte
Am Donnerstag war Outlander-Tag. Wir hatten unseren bereits bekannten Scott Kyle (Ross der Schmied aus Staffel 2) dabei sowie Fraser Murdoch, den Special-Effects-Techniker für Outlander. Viele der Drehorte liegen im Großraum Edinburgh, darum ging es erstmal in diese Richtung, doch unser erster Stop waren die Studios bei Cumbernauld, östlich von Glasgow in einem Industriegebiet an der Autobahn gelegen. Natürlich (leider!) durften wir nicht rein, auch wenn Scott und Fraser, aber auch Catriona (hat in vielen Szenen als Komparsin mitgewirkt) uns einiges erzählten, also hielten wir nur für einen kurzen Fotostop. Hier musste ich zu meinem Leidwesen feststellen, dass meine Kamera nicht ging, zuerst dachte ich noch, nur der Akku sei leer, aber von da an ging nichts mehr und darum sind die Bilder ab da nur noch mit dem Handy…
Bis jede(r) posiert hatte, waren dann doch mehr als 5 Minuten um. Nun ging es vorbei an Stirling Castle, dem Wallace Monument und den Kelpies (siehe auch 2016) zu unserem ersten Stop, Blackness Castle. Dieses steht direkt am Firth of Forth, der weiten Mündung des River Forth, man könnte auch sagen direkt am Meer, der Übergang ist ja fließend, im wahrsten Sinne des Wortes...
Gleich begrüßte uns ein Dudelsackspieler, der die berühmte Melodie des Skye-Boat-Songs für uns spielte. Catriona holte unsere Tickets, dann bekamen wir einen geschichtlichen Einblick. Die Burg wurde gebaut als Schutz zur See für das königliche Schloss Linlithgow, das ein paar Meilen weiter landeinwärts liegt. Durch ihre ungewöhnliche Form, die von oben betrachtet einem Schiffsrumpf ähnelt und weil sie direkt am Wasser liegt, nennt man sie auch spöttisch „the ship that never sailed“ – das Schiff das niemals segelte. Sie wurde nie erobert, was wohl nicht nur an ihren dicken Mauern liegt, sondern auch am engen und mehrfach abknickenden Eingang, man kann einfach keinen Rammbock oder Ähnliches ansetzen. Das führte aber auch dazu, dass alle größeren Teile für die Dreharbeiten mit einem Kran rein gehoben werden mussten (und wohl auch wieder raus…). Auch hierzu wusste Catriona eine Spukgeschichte, sie war einmal mit einer einzelnen Kundin dort und im Turm (der in der Mitte des Hofes steht), hörten sie Schritte aus der oberen Etage, aber egal wo sie auch schauten, da war niemand, sie waren ganz allein im Turm. Später schaute sie in einem Buch mit dokumentierten Geistererscheinungen in Schottland nach und tatsächlich, die Erscheinung mit Schritten ist dort dokumentiert. Die Nebengebäude links der Burg wurden später für Offiziere erbaut, diese wollte nicht mehr in der Spukburg wohnen, dies blieb den gemeinen Soldaten vorbehalten. Nun gingen wir rein und schauten uns auf eigene Faust um, gleich im Eingang die Ecke, in der der Steinboden zur Wand hin ansteigt, ist die Stelle, in der Jamie und Murtagh die englischen Soldaten bedrohen um zu erfahren, wo Claire gefangen gehalten wird. Im Hof stand das Podest, auf dem Captain Randall Jamie auspeitschte und vor dem es Brianna kalt den Rücken runter lief, über das obere Turmfenster hat Jamie sich abgeseilt und über die zur See gelegene Mauer sind Jamie und Claire gesprungen, um zu entkommen (auch wenn direkt darunter kein Wasser ist und dort wohl ein Luftkissen lag). Vom oberen Wehrgang hat man eine grandiose Aussicht auf die ganze Gegend und die Bucht.
Diese alte Burg ist einfach wunderbar als Drehort geeignet!
Nun ging es für viele zum Höhepunkt des Tages, vielleicht sogar
der Reise – nach „Lallybroch“ Midhope Castle, Heim der Frasers. Catriona warnte uns vor, dass die Besitzer bzw. die Verwaltung in letzter Zeit manchmal schwierig waren und den Besuch
verweigerten, dass wir aber vorbezahlte Tickets hätten und sie auf jeden Fall mit uns hingehen würde.
Da der Bus die letzte schmale Straße nicht nehmen konnte bzw. nicht mehr rauskommen würde, parkte er an der Kreuzung, diese liegt mitten im Wald und das Castle mitten im Nirgendwo. Es waren noch ca.
300 Meter zu Fuß, also kein Problem. Die kleine Werkstatt auf dem Weg war deutlich größer geworden und inzwischen ist dort ein Feuerwerksbetrieb zu Hause. Macht Sinn, viel Nachbarn werden dort nicht
gestört… Von den vielen Fasanen, die ich in den Vorjahren dort rennen sah, war nichts mehr zu sehen. Letztes Jahr war der Zugang noch frei, dieses Jahr gab es ein Hüttchen mit einem Kassierer, 2 Schautafeln und Schildern, die darum ersuchen, sich
anständig zu benehmen und die Nachbarn nicht zu fotografieren.
Die Anderen (bis auf die Schauspieler) waren alle das erste Mal hier und total verzückt. Es ist eigentlich kein Schloss, sondern eher ein Herrenhaus mit dem angebauten
Torbogen, mehr ist nicht, aber dennoch war es für uns ein magischer Ort. Wir machten fleißig Fotos, mit uns ohne Scott und Fraser (ja, das ist wirklich sein Vorname!) und er erzählte uns auch, wie
das Gebäude tricktechnisch bearbeitet wurde, denn im TV im 18. Jahrhundert war es bewohnt und hatte alle Fenster, im 20. Jahrhundert jedoch wurden die Fenster bzw. die Holzverschläge, die jetzt drin
sind und auch das Dach wegretuschiert, die Treppe und der Hof aufgepeppt und eine Haustür eingesetzt, durch die jedoch nie jemand geht, denn das Gebäude ist innen total verfallen und kann nicht
betreten werden, die Tür ist verbarrikadiert. Sie lassen es nur durch die Schnitttechnik so aussehen, als ob jemand durchgehen würde. Das mit den Fenstern ist relativ einfach, wenn das Objekt
statisch ist, schwieriger jedoch, wenn aus dem fahrenden Auto gefilmt wird. Einige der Claire-Szenen hier (z.B. im fahrenden Auto) wurden mit einem der beiden Doubles gedreht.
Früher muss das Haus auch innen ein wahres Schmuckstück gewesen sein mit einer sagenhaften Doppeltreppe, in irgendeinem Museum existiert noch ein Bild hiervon. Erbaut wurde es im 13. Jahrhundert als
Heimstatt einer Familie von reichen Kaufleuten und Bankern namens Hope, die ca. 1690 ausgezogen sind in das neue, nebenan gebaute Hopetoun House. Das Gebäude wurde dann für Bedienstete genutzt,
Gärtner usw. Es lebten einige Familien darin, der Besitz hat danach öfter gewechselt, zuletzt bis ca. 1970 eine alleinstehende ältere Dame, ohne Wasser und Strom. Seither steht es leer und verfällt.
Wir machten zum Abschluss noch ein Gruppenfoto.
Nach einer guten Stunde ging es weiter nach Falkland, dem wunderbar erhaltenen schottischen Städtchen, das in der Serie für Inverness steht (weil es im heutigen Inverness nichts gibt, was noch so aussieht). Falkland liegt auf der anderen Seite des Forth, dazu mussten wir bei Edinburgh über den Fluss und zu unserer großen Freude war die ganz neue Brücke schon geöffnet, unter großem Hallo ging es hinüber und Catriona meinte, auf diesen Tag hätte sie schon JAHRE gewartet. Die Brücke war aber nur 2-3 Tage probeweise offen, danach ging der Verkehr wieder über die alte Brücke, bevor die neue ein paar Tage später von der Queen feierlich eröffnet wurde.
Ich war nun schon das dritte Mal in Falkland, aber es ist immer wieder schön. Wir parkten unseren Bus vor dem Falkland Palace (ja, auch den gibt es hier und leider erfuhr ich erst Tage später, dass hier auch für Staffel 3 eine Szene mit Claire in der Apotheke gedreht wurde), hierfür hatten wir leider keine Zeit. Kommt auf meine Liste fürs nächste Mal. Begeistert wurde der Brunnen in Beschlag genommen, neben dem Frank auf Jamies Geist traf und Fraser mit seinem Kilt musste natürlich posieren. Wir sahen den Pub, der als Mrs. Beards Pension diente, links daneben das Rathaus, in dem Claire nach den Dokumenten über Lallybroch forschte, die beiden Läden, vor denen Claire stand und ich zeigte Lynn die Gasse, durch die Claire mit Murtagh zu Alexander Randall ging. Catriona erzählte uns, wie sie hier als Statistin gegenüber dem Rathaus in der bittersten Kälte stehen und auch mal gehen musste, wieder und wieder, für Szenen mit Claire in den 1960er Jahren. Manche von uns nahmen einen kleinen Imbiss in dem Café oder genaßen die Sonne, die uns an dem Tag reichlich verwöhnte, bis wir nach einer Stunde wieder weiter mussten.
Nun aber mussten wir schleunigst weiter, denn wir wollten Castle Doune noch rechtzeitig erreichen, bevor es schloss. Unterwegs war eine Hauptstraße gesperrt und Catriona wollte kurzfristig umdisponieren, Doune auf den nächsten Tag verschieben, aber dann haben wir doch eine alternative Route gefunden. Diese Burg war für uns alle mindestens genauso wichtig, denn sie steht für Castle Leoch, das Heim der MacKenzies. Catriona teilte für je 2 von uns die Audioguides aus und wies besonders auf die letzten 3 Nummern hin, diese sind nämlich von Sam Heughan gesprochen! Ich teilte mir meinen Audioguide mit Lynn und zusammen zogen wir durch die Burg, sie ist nicht allzu groß und das Ganze in einer halben Stunde gut zu machen. In der Küche, von der ich schon wusste, dass das Outlander-Team sie für die Dreharbeiten 1:1 im Studio nachgebaut hatte, sahen wir einen Mann vom schottischen Trust, der alles genausestens nachmaß und ich meinte scherzhaft, dass er eigentlich gleich in Cumbernauld bei den Studiobauern nachfragen könnte, die haben doch bestimmt alle Maße ganz genau! In der Burg laufen Instandhaltungsarbeiten und auf den oberen Wehrgang, von dem aus Claire noch in den Burghof sah, kann man nur raus sehen bzw. fotografieren. Der Burghof wurde damals mit Tonnen von Erde und Schlamm bedeckt, um authentisch zu sein. Um 5 schloss die Burg und wir zogen weiter Richtung Culross.
Culross liegt an der nördlichen Seite des Firth, nordwestlich von Edinburgh und direkt am Wasser, davon sieht man im Fernsehen aber nichts. Körross ausgesprochen, steht es in der Serie für das Dörfchen Cranesmuir beim Castle Leoch. Wir parkten unseren Bus direkt in der Stadtmitte vor dem Rathaus/Souvenirshop und Catriona warnte uns reinzugehen, der Inhaber sei seeehr nett, aber wir kämen nie wieder raus und hätten keine Zeit mehr für die Besichtigung. Sie führte uns über ein kleines Gässchen bergan zum Marktplatz und hier fanden wir einiges, das uns bekannt vorkam. Rechts das Haus, in dem Geillis Duncan lebte, davor der Marktpfosten, an den das Ohr des Jungen genagelt wurde und links unten das Häuschen, in dem Claire den kleinen Thomas heilte. Dieses kleine Städtchen ist wunderbar erhalten und hat einen ganz eigenen Charme, auch durch die besondere Architektur. Aber auch wenn der Culross Palace (das gelbe Gebäude, eigentlich mehr ein kleines Herrenhaus als ein Palast) schon geschlossen war und man auch in die Terrassengärten dahinter leider nicht mehr konnte (in denen Claire zum ersten Mal auf Geillis trifft), wollten wir uns das wenigstens noch vom Tor aus ansehen und auch hierzu wussten Scott und Fraser Geschichten zu erzählen, wir wussten nämlich noch nicht, dass dieser Vorplatz für die Dreharbeiten zur Folge „Prestonpans“ genutzt worden war, es wurde ein dünner Teppich ausgelegt, der wie ein gepflasterter Weg aussah und für den Hintergrund, wo eigentlich das Wasser ist, wurde ein grüner Hintergrund aufgestellt, Fraser zeigte uns ein Video, wie aus dem Grün eine Landschaft wurde. Hochinteressant, wenn man das mal so direkt am Ort der Dreharbeiten gezeigt bekommt, wie das geht. Nun dämmerte es langsam schon und wir mussten wirklich zurück Richtung Glasgow.
Fürs Abendessen wollte ich an dem Abend nicht mehr so weit laufen und schaute mich wieder auf der Great Western Road (Hauptstraße) um, wo ich auf dem Weg zum Einkaufen bei Tesco Express einige Lokale entdeckt hatte. Der Perser, der mir im Vorbeilaufen gut gefallen hatte, war voll besetzt, das Lokal daneben auch und so landete ich ein paar Meter weiter in einem Lokal mit gehobener Küche, dem „Turnip & Enjoy“, bei dem man 2- und 3-gängige Menüs und verschiedene Speisen auswählen konnte. Ich hatte die Suppe mit wildem Knoblauch, dazu wieder eine Kanne Tee mit Honig für meinen Hals und als Hauptgericht den gebratenen Kabeljau mit Mark-Gnocchi, Seegras und getrüffelter Hollandaise, kurz, ich habe wunderbar gegessen, der Kellner war nett und zuvorkommend, leider waren nur 3 Tische besetzt. Vielleicht lag es an der späteren Stunde, vielleicht an den nicht ganz billigen Preisen, aber dieses Lokal kann ich nur empfehlen und werde gerne mal wieder hingehen.
Freitag, 1.09. - Glasgow Kathedrale und Nekropolis, Pitlochry, Kinloch Rannoch und Abschied
Nach der Abfahrt vor dem Argyll Hotel fuhren wir als erstes zur Kathedrale und gingen dort zur Nekropolis, der Stadt der Toten, der alten, eindrucksvollen Friedhofsstadt, gelegen auf einem hohen Berg direkt neben der Kathedrale, so dass die Reichen auch nach ihrem Tod ihren Reichtum zeigen und auf die Stadt und die Armen herunter blicken konnten. Es war ein ziemlicher Aufstieg, aber die Mühe wert. Die größte Statue unter all den großen dort ist für John Knox, den berühmten Reformator, aber er ist dort nicht beerdigt. Wir erfuhren von Catriona einiges über die Geschichte der schottischen Reformation.
Danach ging es in sanften Serpentinen abwärts zur Kathedrale. Ursprünglich gebaut um 1200 für die Ausbildung katholischer Kleriker, ist sie heute noch eine aktive presbyterianische Kirche und wir wurden um entsprechendes Benehmen gebeten. Heute ist die Kathedrale den Krankenschwestern gewidmet und wir fanden das recht passend. Wir gingen in die Krypta, wo die Dreharbeiten in Staffel 2 für das Hopital des Anges stattfanden, das Bett, in dem Claire nach der Geburt liegt, wurde vor diesem Bischofs-Sarkopharg gebaut. Wir verließen diesen eindrucksvollen Ort, gingen nebenan im Lokal nochmal auf die Toilette und machten uns im Bus auf die letzte Tour.
Heute hatten wir Gillebride MacMillan dabei, der in Staffel 1
den Barden in Castle Leoch gespielt und gesungen hat. Ihn kannte ich schon von den beiden letzten Gatherings in Köln, er ist sehr nett und offen, kann wunderbar a capella singen und
ist, was heute eine absolute Seltenheit ist, mit Gälisch als Muttersprache aufgewachsen, Englisch lernte er erst mit 6 Jahren in der Schule (Gary Lewis – Darsteller des Column MacKenzie – ging auf
dieselbe Schule!).
Er hatte für die Aufzeichnung des Barden die Lieder ein paar Tage vorher im Studio eingesungen, also nicht live gesungen und auch die Harfe nicht selbst gespielt. Die Harfe ist in Schottland ein
absolutes Mädchen-Instrument, Jungs lernen eher den Dudelsack zu spielen. Unterwegs erzählte er von den Dreharbeiten (4 Drehtage à 14-16 Stunden für die paar Minuten!), schottischer Geschichte und
sang ein Lied ums andere und auch wenn wir natürlich die Texte nicht verstanden, ging uns das sehr zu Herzen. Das Geschichten erzählen hat in Schottland eine besondere Tradition. Wenn man abends
zusammen saß, wurde so die Geschichte und die Tradition am Leben erhalten, an die nächste Generation weitergegeben und bewahrt. Reisende und Besucher waren besonders beliebt, denn sie brachten meist
Neuigkeiten mit. Es gibt da z.B. eine Geschichte, es gab ja früher die Tradition, einen Verstorbenen einen ganzen Tag aufzubahren und nachts Totenwache zu halten. Nun waren bei einer solchen
Totenwache in einem Haus auf den Hebriden nachts Schritte zu hören, obwohl dort niemand sonst war. Abergläubisch wie die Leute waren, wurde seither der Sarg zugenagelt, damit der Tote auch wirklich
drin blieb…
Mit Caitriona Balfe, die ja aus Irland stammt, hat Gillebride oft und gerne Irisch gesprochen, was er auch kann, außerdem spricht er Spanisch und Galizisch, denn seine Frau stammt aus Galizien
(Spanien), sie haben auch ein paar Jahre zusammen dort gelebt und ihre beiden Kinder sprechen alle 4 Sprachen.
Momentan arbeitet er an seinem nächsten Studioalbum, welches 2018 erscheinen soll, kam gerade vom Edinburgh Festival zurück und sang zunächst für uns die 3 Songs aus Staffel eins für uns, wie auch
den Skye Boat Song, dies ist nicht wie vieles Andere für Outlander komponiert worden, sondern ein Volkslied, basierend auf der Geschichte, wie Bonnie Prince Charlie nach der verlorenen Schlacht von
Culloden von Flora MacDonald als deren Magd verkleidet auf die Insel Skye gebracht wurde. Danach noch ein paar Songs, u.a. auch „Killiecrankie“ (wird in Buch 4 auch
von Roger gesungen, der ja auch oft und gerne als Sänger aufgetreten ist, bin mal gespannt, ob und wie sie das im TV umsetzen).
Nun waren wir wieder in Pitlochry angekommen, diesmal mit mehr Zeit, sprich Mittagessen, Einkaufsbummel und was man so mochte. Da wir nichts Besonderes einkaufen wollten, setzte ich mich mit Lynn in ein schönes Lokal an der Straße und so hatten wir ein gemütliches Mittagessen in der Sonne bei schöner Aussicht. Wenn man in die Gegend kommt, sollte man dieses schöne Städtchen unbedingt besuchen!
Auf dem Weg zu unserer nächsten Station erzählte Gillebride noch, wie er durch den Auftritt bei Outlander und einen gemeinsamen Freund dazu kam, bei der Geburtstagsparty von Sean Connery aufzutreten, der ja ein bekennender Schotte und Referendumsbefürworter ist und wie er dort auch Sarah Jessica Parker kennen gelernt hat.
Wir fuhren in die Gegend um Kinloch Rannoch, einer malerisch schönen Gegend mit schönen Wäldern, Seen/Lochs und hohen Bergen, wo Catriona anhand einer Wegbeschreibung eines Freundes (nach der kleinen Brücke links abbiegen – nur dass es so viele kleine Brücken gibt) den Drehort des magischen Steinkreises Craig na Dun suchten. Nachdem wir schon fast aufgegeben und uns auf den Rückweg gemacht hatten, entdeckten wir den Ort doch noch. Leider liegt er auf Privatgrund und kann nicht direkt besichtigt werden, aber unser Busfahrer ließ uns aussteigen, so dass noch viele unvergessliche Fotos dazu kamen. Sie sind, anders als wir es vom TV kennen, von der Rückseite des Berges aufgenommen, aber man kann die Bäume trotzdem erkennen.
Dies war der letzte Besichtigungspunkt unserer Bustour und so machten wir uns ein letztes Mal auf Richtung Glasgow, wo wir uns kurz trennten, um uns frisch und chic für die Abschiedsparty im Pub des Argyll Hotel zu machen. Catriona hatte auch ihr Familie, d.h. ihren Mann und ihre 3 Kinder mitgebracht, Scott und Jay waren dabei mit ihren Frauen, die Lautstärke bei so vielen Leuten war entsprechend hoch. Leider sind die Bilder der Handykamera alle ein bisschen unscharf, aber es war ein schöner und teilweise auch wehmütiger Abschied, wir alle hatten viele neue Freunde gefunden und wir sind auch wirklich als „Outlander Family“ zusammengewachsen, so wurden noch viele Kontaktdaten ausgetauscht, es gab viele herzliche Umarmungen, bis wir schließlich auseinander gingen. Einige hatten noch eine Tour durch weitere Pubs gemacht bis morgens um 3 oder 4.
Nicht alle würden gleich heimreisen, manche hatten noch weitere Touren mit Catriona gebucht, andere fuhren auf eigene Faust oder durch andere europäische Länder weiter, Europa liegt nun mal nicht vor der Haustür, wenn man aus den USA kommt und für die Australier erst recht nicht, also planten sie ihre Reise durch Europa über mehrere Wochen und Schottland war nur ein Teil davon. Liebe Grüße und Umarmungen hier nochmal an alle!